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Klimaschutz: Zu spät, zu wenig

Die G-8-Staaten kümmern sich nicht ausreichend um den Klimaschutz. Deutschland liegt auf Rang drei.

Die mächtigsten Industrienationen tun zu wenig, um die internationalen Ziele zum Klimaschutz zu erfüllen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie im Auftrag des Finanzkonzerns Allianz und der Naturschutzorganisation WWF. Deutschland liegt demnach mit seinen Klimaschutzbemühungen nur auf Platz drei im Ländervergleich der G 8, deren Staats- und Regierungschefs sich in der kommenden Woche zum Gipfel im japanischen Toyako treffen. Im vergangenen Jahr hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) die Klimapolitik zum zentralen Thema des G-8-Treffens in Heiligendamm gemacht. Auch diesmal soll das Thema eine wichtige Rolle spielen.

Am weitesten fortgeschritten ist der Klimaschutz laut Studie in Großbritannien. Auch Frankreich kommt noch etwas besser weg als Deutschland. „Diese drei Staaten liegen aber eng beieinander“, sagte Niklas Höhne vom Institut Ecofys, das die Studie für Allianz und WWF durchgeführt hat. Auf den mittleren Plätzen rangieren Italien und Japan. Ganz hinten kommen Russland, Kanada und die USA.

„Keiner der G-8-Staaten ist auf dem Weg, das Ziel einer Emissionreduzierung um 80 Prozent bis 2050 zu erreichen“, sagte Höhne. Eine Reduzierung der Kohlendioxid-Emissionen (CO2) um 80 Prozent gegenüber 1990 sei aber notwendig, um den Temperaturanstieg auf höchstens zwei Grad Celsius zu begrenzen. Ecofys hat anhand von zwölf Kriterien untersucht, was die G-8-Staaten beim Klimaschutz bisher erreicht haben, wo sie aktuell stehen und welche Zukunftsstrategien sie verfolgen. Deutschland kam vor allem bei der Förderung erneuerbarer Energien gut weg, muss aber Minuspunkte einstecken, weil es zu sehr von der Kohle als Energieträger abhängig sei. Auch die Verkehrspolitik mit der starken Unterstützung für die Autokonzerne wird kritisiert.

Ranking-Sieger Großbritannien und Frankreich konnten in erster Linie durch ihre vergleichsweise niedrigen CO2-Emissionen punkten. Im Fall Frankreich wird dies aber vor allem durch den hohen Anteil der Atomkraft erreicht. „Das gab eine Abwertung, weil wir Atomkraft nicht als nachhaltig ansehen“, sagte Regine Günther, Klimaexpertin des WWF Deutschland. Großbritannien setzt sich laut Studie zudem stark für die Förderung des CO2-Emissionshandels ein. Es tue jedoch zu wenig, um die Nutzung von erneuerbaren Energien zu beschleunigen und Energieeffizienz zu fördern.

Die USA liegen beim Klimaschutz in der Studie ganz hinten. Die Luftverschmutzung nehme dort zu, der Energieverbrauch sei hoch. Ähnlich negativ wurden Kanada und Russland beurteilt. In allen drei Staaten fehlten Klimakonzepte für die Zukunft fast völlig, urteilte Studienautor Höhne.

Allianz und WWF riefen die G-8-Staaten dazu auf, eine Vorreiterrolle beim Klimaschutz zu spielen. „Wenn Europa, USA und Japan nicht voranschreiten, wird es sehr schwierig, den nach Wachstum gierenden Schwellenländern vorzuschreiben, dass sie ihr Wachstum aus Klimagründen deckeln müssen“, sagte Allianz-Vorstand Joachim Faber. Die Studie hat auch die Klimapolitik einiger wichtiger Schwellenländer untersucht. Deren CO2-Emissionen haben sich von 1990 bis 2005 drastisch erhöht, in China etwa um 50 Prozent, in Indien sogar um 69 Prozent. Dennoch kämen noch immer 62 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen aus den G-8-Staaten, sagte WWF-Expertin Günther.

Allianz-Vorstand Faber plädierte dafür, den Kapitalmarkt stärker in den Klimaschutz einzubeziehen. „Wir müssen Rahmenbedingungen schaffen, um Investoren für Zukunftstechnologien zu gewinnen“, forderte er. Dabei könnten auch Staatsfonds eine Rolle spielen.

Stefan Kaiser

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