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Umweltschonende Technik. Installateur Robert Serassi von der Heizungs- und Sanitärfirma Bernhard Roll montiert eine Luft-Wasser-Wärmepumpe in einem Wohnhaus. Foto: Paul Zinken

© Paul Zinken

Wirtschaft: Klimaschwankungen

Die Kürzung staatlicher Hilfen dämpft das Geschäft mit energiesparender Haustechnik

Selbst Götz George hat sich schon ehrenamtlich für den Klimaschutz in Berlin eingesetzt: „Meine Neue ist sparsam, klimaverträglich und bildschön“, warb der Schauspieler wochenlang auf Plakaten für den Austausch alter Ölheizungen gegen umweltschonendere Anlagen. Zur Kampagne der Initiative „Stadtvertrag Klimaschutz“ gehört auch ein Gewinnspiel für Berliner, die ihren alten Heizkessel soeben ausgetauscht haben oder dies bald tun wollen. Ende Oktober endet die Kampagne. Nach Kenntnis der Organisatoren haben 86 Hausbesitzer ihre Heizung seit Jahresbeginn austauschen lassen, und 34 weitere planen Modernisierungen. Allein die Teilnehmer des Gewinnspiels investierten damit rund eine halbe Million Euro, heißt es.

Von energetischen Sanierungen und umweltschonenden Anlagen in Neubauten profitieren Fachbetriebe wie die Heizungstechnik-Firma Bernhard Roll GmbH in Lichterfelde. „Wir bauen keine veraltete Technik mehr ein“, betont Oliver Roll, der den 1970 gegründeten Familienbetrieb zusammen mit seinem Vater führt. Der Juniorchef und sechs Mitarbeiter sind aktuell in vier Wohngebäuden in Berlin und Kleinmachnow tätig, sie installieren in den Hauskellern zum Beispiel Luft-Wasser-Wärmepumpen und Wärmetauscher für die Heizung oder zur Warmwassergewinnung. Im Vergleich zu simplen Durchlauferhitzern in Bad und Küche sei diese Technik sehr viel energiesparender und damit auf Dauer kostengünstiger, sagt Roll. Die Firma installiert auch solarthermische Anlagen, die Wärme erzeugen. Manchmal müsse er noch „Überzeugungsarbeit leisten“, damit Eigentümer in die klimaschonende Technik investieren, sagt der Unternehmer. Grundsätzlich freut er sich aber über ein „steigendes Geschäft“.

Ein anderer Spezialbetrieb mit zehn Mitarbeitern ist die Akut Solar- und Haustechnik GmbH in Wedding, das Unternehmen beschäftigt sich bereits seit 22 Jahren mit regenerativen Energien. Im Laufe der Jahre habe es unterschiedliche Trends gegeben, die besonders auf staatlichen Förderprogrammen beruhten, sagt Geschäftsführer Christoph Massei. Mal boomten Pelletheizungen, bei denen kleine Presslinge aus Holzspänen und Sägemehl verfeuert werden, ein anderes Mal überstieg die Nachfrage nach Solaranlagen sogar das auf dem Markt verfügbare Angebot. Auch kleine Blockheizkraftwerke waren eine Zeitlang ein Renner. Zurzeit allerdings „wird es etwas ruhiger“, sagt Massei, vor allem die Solarthermie sei „extrem rückläufig“. Dazu hätten die Senkungen bei der Förderung geführt. „Die Rahmenbedingungen sind nicht stabil“, kritisiert der Firmenchef. Seine Branche benötige lange und überschaubare Zyklen, zumal man Mitarbeiter immer wieder speziell schulen müsse.

Auch Martin Peters, Umweltberater der Handwerkskammer Berlin, vermisst „konstante Rahmenbedingungen“ und weiß aus Erfahrung, dass „die Kunden sehr stark auf die Fördertöpfe schauen“. In den vorigen Monaten habe es bei der bundesweiten Klimaschutzförderung ein „Hü und Hott“ gegeben, das Kunden und Handwerker gleichermaßen verunsichere. Beispielsweise sei im Frühjahr überraschend ein „Marktanreizprogramm“ für innovative Heizungen gestoppt worden, bei dem die Haus- oder Wohnungseigentümer die Förderanträge erst nach der Verwirklichung stellen durften. Viele Anträge seien dadurch zu spät gestellt worden und ins Leere gelaufen.

Als übliche Betriebszeit einer Heizung gelten 20 Jahre, danach ist sie in der Regel technisch veraltet. In Berlin sind die Anlagen durchschnittlich 23 Jahre alt, das Modernisierungspotenzial ist also groß. Experten nehmen an, dass eine ausgetauschte Heizung in einem typischen Einfamilienhaus jährlich mindestens drei Tonnen Kohlendioxid spart.

„Dieser Markt ist für das Handwerk immer wichtiger geworden“, sagt Peters und rechnet damit, dass die Nachfrage durch steigende Energiepreise weiter wächst. Die Kammer berät auch Existenzgründer, die sich moderner Klimatechnik widmen wollen, und Dachdeckerbetriebe, die in der Installation von Solaranlagen „ein neues Standbein sehen“.

Einen neuen Schub könnten der Branche das geplante Berliner Klimaschutzgesetz und ein neues Energiekonzept der Bundesregierung bringen. In beiden Fällen ist eine höhere Beteiligung der Mieter an Sanierungskosten vorgesehen. Die Berliner Sanitär- und Heizungsinnung (SHK) sieht dies mit gemischten Gefühlen: „Das kann unseren Betrieben guttun“, sagt Geschäftsführer Klaus Rinkenburger. Andererseits liege es nicht im Interesse der Innung, Mieter übermäßig zu belasten. Schon jetzt kann ein Vermieter bei Sanierungen jährlich elf Prozent der Kosten auf die Miete umlegen. Doch nicht immer profitieren die Wohnungsmieter davon. Bei Fotovoltaikanlagen zum Beispiel ist es üblich, dass der Strom nicht direkt in die Haushalte, sondern ins Vattenfall-Netz fließt. Und die Einnahmen daraus kassiert fast immer allein der Hausbesitzer.

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