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Klimawandel: Bloß weg von der Küste

Eine Studie des Versicherungskonzerns Allianz und der Umweltstiftung WWF warnt vor unumkehrbaren und teuren Klimaschäden.

Das weltweite Klima droht schon vor 2050 an zwölf ökologischen Brennpunkten unumkehrbar zu kippen und volkswirtschaftliche Billionenschäden zu verursachen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Münchner Versicherungskonzerns Allianz und der Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF), die am Montag in München präsentiert wurde. Hunderte Millionen Menschen seien von dieser ersten Welle des Klimawandels betroffen, warnten Allianz-Manager Clemens von Weichs und WWF-Klima-Expertin Regine Günther.

Die gefährlichsten Klimaphänomene seien die Eisschmelze an den Polen, Dürrewellen in Kalifornien und Südeuropa, ein veränderter Sommermonsun in Indien und massives Waldsterben im Amazonas. Das Abschmelzen der Polkappen könne den Meeresspiegel bereits vor 2050 um einen halben Meter anheben und Sturmfluten auslösen. Dies gefährde Vermögenswerte von über 28 Billionen Dollar (umgerechnet derzeit 18,7 Billionen Euro), erklärten Allianz und WWF. An der Nordostküste der USA wachse das Schadensrisiko von heute 1,35 auf 7,4 Billionen Dollar. Ein durch New York pflügender Hurrikan, der bereits heute Werte im Umfang von einer Billion Dollar vernichten könne, drohe bis 2050 seine Zerstörungskraft zu verfünffachen. In Deutschland seien wochenlange Blackouts bei der Stromversorgung mit großen Folgeschäden für die Wirtschaft und Privatpersonen zu befürchten, warnt die Allianz. Um Industriebauten versicherbar zu halten, müsse künftig in küstenfernen Regionen gebaut werden. Versicherungskapazitäten würden aber auch nur dann ausreichen, wenn das Risiko zunehmend auf die Finanzmärkte verlagert werde, stellte von Weichs klar. Handelbare Derivate auf das Wetter oder Naturkatastrophen etwa seien besser zu berechnen als traditionelle Aktienderivate. Versicherungsmanager und WWF sind sich einig, dass der Klimagipfel Anfang Dezember in Kopenhagen zumindest einen Vertragsentwurf für weltweit verbindliche Klimaschutzziele bringen muss. Je nach Ereignis könne sich der Wandel binnen drei bis fünf Jahren vollziehen und dann nicht mehr umkehrbar sein, warnte Regine Günther. „Wir haben nur noch ein ganz kleines Fenster zum Reagieren“, stellte die WWF-Expertin klar. Die Allianz will ähnlich wie die Münchener Rück oder Siemens beim Kampf gegen den Klimawandel eine Vorreiterrolle einnehmen und auch aus Eigeninteresse die Politik zum Handeln treiben.

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