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Wirtschaft: Klinikausrüster setzt auf Berlin

Vanguard will neues Versorgungszentrum in der Hauptstadt bauen und allein hier 200 Stellen schaffen

Berlin - Der Berliner Klinikdienstleister Vanguard will mit einem neuen Versorgungszentrum für Krankenhäuser 200 neue Arbeitsplätze in der Hauptstadt schaffen und 200 weitere in den Klinken, für die Vanguard arbeitet, sichern. Das kündigte Vorstandschef Robert Schrödel im Gespräch mit dem Tagesspiegel an.

Dabei geht es um eine Investitionssumme von 20 Millionen Euro. Noch steht allerdings die Vertragsunterzeichnung mit den Kunden, einer Reihe von Krankenhäusern, aus. Daneben plant Vanguard, seinen Umsatz in diesem Jahr von 60 Millionen auf 100 Millionen Euro zu steigern sowie zusätzlich zu den Arbeitsplätzen im Versorgungszentrum weitere 150 Leute einzustellen – nicht nur in Berlin.

Vanguard, 1998 gegründet, hat sich auf die Reinigung von Medizininstrumenten für Krankenhäuser spezialisiert. Chirurgeninstrumente, die früher bereits nach einmaligem Gebrauch weggeworfen wurden, kann Vanguard heute mit eigens entwickelten Verfahren und Geräten aufbereiten. So lässt sich ein Herzkatheter für rund 1000 Euro, der früher bereits nach einmaligem Gebrauch weggeworfen wurde, mit der Vanguard-Technik vier- bis fünfmal wieder verwenden. Daneben regelt das Unternehmen die Versorgung von OP-Sälen mit Standardinstrumenten. Dabei können die Kliniken eine Menge Geld sparen: Bislang haben Schrödel zufolge viele Häuser große Bestände an kostspieligen Instrumenten vorgehalten, die gar nicht regelmäßig benötigt wurden. Oft fehle der Überblick, wo welche Utensilien lägen und wie lange sie haltbar seien. „Mit einem besseren Instrumentenmanagement kann eine Klinik ihre Kosten um bis zu 30 Prozent senken“, sagt er.

Vanguard hat eine Marktlücke entdeckt. Mittlerweile beliefert das Unternehmen rund 1000 Klinken aus ganz Deutschland und Europa. Die Beschäftigtenzahl ist auf 1020 gewachsen. Das Personal arbeitet zum einen vor Ort in den Kliniken, zum anderen in den beiden Aufbereitungswerken Berlin-Mahlsdorf und Friedeburg (Niedersachsen). Grund für das rasante Wachstum: Die Krankenhäuser stehen unter einem hohen Konkurrenz- und Kostendruck. Seit 2003 ist etwa die Vergütung hier zu Lande nicht mehr an den Liegezeiten der Patienten in den Kliniken orientiert, es gibt nur noch Pauschalen pro Behandlungsfall.

Das geplante neue Versorgungszentrum soll die Krankenhäuser mit nahezu allem versorgen, was für planbare Operation nötig ist – Scheren, Prothesen, Nägel, Fäden, Verbände sowie OP-Wäsche. Vanguard stellt zudem die für den Materialfluss nötige Software her. Schrödel will Kliniken je nach Bedarf „just in time“ beliefern. So soll für jeden möglichen Eingriff ein komplettes Paket der benötigten Materialien zusammengestellt und rechtzeitig vor OP-Beginn angeliefert werden – auch Infusionen und Medikamente. Bereits heute versorgt Vanguard 173 OP-Säle von Vivantes mit Chirurgeninstrumenten. Die Bauzeit des Logistikzentrums soll gut ein Jahr betragen.

Auch im bisherigen Kerngeschäft peilt das Unternehmen weiteres Wachstum an. Der Umsatz, 2005 bereits von 44 Millionen auf 60 Millionen Euro gestiegen, soll auf knapp 100 Millionen Euro anwachsen. „Ich sehe keinen Grund, das Wachstum zu bremsen“, sagt Schrödel. Auch das dafür nötige Geld sei vorhanden. Derzeit stehen als Investoren ein Beteiligungsfonds der Familie Quandt, die Bank Sal. Oppenheim, Anleger aus der Schweiz, Saudi-Arabien und Hongkong hinter Vanguard, zudem hält Schrödel selbst 20 Prozent.

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