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Wirtschaft: Knochenarbeit

Immerhin, die Autorin weiß, worüber sie schreibt. Die Professorin für forensische Anthropologie arbeitet als Gutachterin für das gerichtsmedizinische Institut der kanadischen Provinz Quebec bei der Aufklärung von Leichenfunden.

Immerhin, die Autorin weiß, worüber sie schreibt. Die Professorin für forensische Anthropologie arbeitet als Gutachterin für das gerichtsmedizinische Institut der kanadischen Provinz Quebec bei der Aufklärung von Leichenfunden. Vorzugsweise solchen, wo lediglich Knochen zu begutachten sind. Genauso verhält es sich mit der Heldin Tempe Brenann, die Kathy Reichs zum siebten Mal auf Mördersuche schickt. Folglich ist das Ambiente des verschneiten, eiskalten Montreal präzise beschrieben. Und der Leser lernt eine Menge über archäologische Methoden bei der Verbrechensaufklärung, etwa über die Bedeutung von Strontiumisotopen bei der Altersbestimmung.

Ansonsten ist der Autorin zu wünschen, dass sie nicht zu viel mit ihrer wackeren Protagonistin gemein hat. Denn während die sich auf die Spuren eines mädchenmordenden Sadisten macht, vergeudet Reichs die Zeit des Lesers mit der Ausbreitung ihres Liebeslebens, das trotz ihrer 40 Lenze etwa das Niveau eines neurotischen Teenagers erreicht. Ihre Kommunikationsprobleme mit dem männlichen Geschlecht kompensiert Tempe/Kathy mit aufgeblasener Metaphorik. Mal gibt es eine „Krawatte, die aussah wie eine Straßenschlacht am Südende des Farbkreises“. Mal ist „die Atmosphäre so entspannt, wie eine zusammengerollte Schlange“. Dann wieder „hätte die Stimme ein Rasiermesser schärfen können“ oder „schießt wie eine Rakete in die Libido“. Okay, auf den letzten 70 Seiten wird es spannend. Der Rest ist nervig – oder seicht.

Dieses Buch bestellen Kathy Reichs: Totenmontag. Aus dem Amerik. von Klaus Berr. Karl Blessing Verlag, München. 386 S., 20 €.

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