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Wirtschaft: „Know-how bleibt so in Deutschland“ Vorstand Enders: Es geht auch um Arbeitsplätze

Herr Enders, warum brauchen wir Meads? Meads ist zum einen militärisch, zum anderen industriepolitisch extrem bedeutsam.

Herr Enders, warum brauchen wir Meads?

Meads ist zum einen militärisch, zum anderen industriepolitisch extrem bedeutsam. Bei Auslandseinsätzen – und die werden nicht weniger in den kommenden Jahren – brauchen unsere Truppen, aber auch die Zivilbevölkerung beispielsweise in den Krisengebieten, zuverlässigen Schutz vor Angriffen aus der Luft. Diesen Schutz bietet Meads, natürlich auch für sensible Ziele hier bei uns, etwa Atomkraftwerke. Das ist das eine. Zum anderen ist Meads ein Paradebeispiel für faire transatlantische Zusammenarbeit. Die USA und Europa übernehmen jeweils etwa die Hälfte von Entwicklung und Produktion. Wir Europäer können hier unser hervorragendes Knowhow bei Radar und Flugkörpern einbringen.

Was würde es für EADS und die deutsche Verteidigungsindustrie bedeuten, wenn Deutschland dem Vertrag nächsten Monat nicht beitritt?

Ich denke, noch ist nicht allen wirklich klar, was auf dem Spiel steht. Meads gibt uns nicht nur die Chance, bei Schlüsseltechnologien auf Augenhöhe mit den USA zu bleiben. Unser Ziel ist auch, das deutsche Know-how am Standort Deutschland zu halten. Und nicht zuletzt geht es um 450 Arbeitsplätze in der Hochtechnologie, die Hälfte davon bei mittelständischen Zulieferern. Machen wir uns nichts vor: Wenn Deutschland dem Programm nicht beitritt, werden sich deutsche Firmen nicht an der Entwicklung beteiligen können.

Warum ist transatlantische Rüstungskooperation so wichtig für Deutschland und EADS?

Meads ist zurzeit das bedeutendste transatlantische Kooperationsvorhaben der Nato. Hier steht es uns gut an, dabei zu sein. Darüber hinaus haben wir bei Meads das Problem des Technologietransfers gelöst. Also die stets heikle Frage: Wer bekommt Zugang zu welcher Technologie? Hier hat das Verteidigungsministerium sehr erfolgreich verhandelt, so dass wir bei Meads an amerikanischer Hochtechnologie teilhaben können.

Warum hat es solche deutsch-amerikanische Kooperationen bisher nicht gegeben?

Hat es schon, nur nicht in dieser Größenordnung. Jetzt sind weitere Projekte geplant, zum Beispiel eine Art AWACS für die Bodenüberwachung, AGS genannt. Auch beim unbemannten Aufklärungsflugzeug EuroHawk, an dem die Bundeswehr interessiert ist, arbeiten wir eng mit der US-Industrie zusammen. Meads wird hier als Katalysator wirken. Wenn Deutschland hingegen bei Meads aussteigt, dann kann das natürlich auch diese anderen Projekte gefährden. Und das wäre schlimm.

Das Gespräch führte Flora Wisdorff.

Thomas Enders (46) ist Rüstungsvorstand beim Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS. Mitte des Jahres rückt er zusammen mit dem Franzosen Noël Forgeard an die Spitze des Unternehmens.

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