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Wirtschaft: Koalition durchkreuzt Pläne des Maschinenbaus Positive Prognosen wackeln / Heideldruck streicht 2200 Jobs

Berlin (fo). Die relativ optimistischen Erwartungen der Maschinen und Anlagenbauer sind wohl nicht zu halten.

Berlin (fo). Die relativ optimistischen Erwartungen der Maschinen und Anlagenbauer sind wohl nicht zu halten. Einer der Branchenführer, die Heidelberger Druckmaschinen AG will weltweit 2200 ihrer 24 500 Arbeitsplätze streichen. Gut 1800 Stellen sollen an den Standorten Kiel, Mühlhausen und Heidelberg wegfallen, kündigte der weltgrößte Druckmaschinenhersteller am Mittwoch an. Nicht von den Einsparungen betroffen ist das Werk in Brandenburg das rund 720 Mitarbeiter beschäftigt.

Die Beschlüsse seien Teil eines Effizienzsteigerungsprogramms, mit dem Heideldruck jährlich 200 Millionen Euro Kosten einsparen wolle, erklärte das Unternehmen. Bereits im kommenden Geschäftsjahr sollten die Maßnahmen wirksam werden.

Der massive Stellenabbau bei Heideldruck markiert zwar keine Branchenkrise. Das sagte Diether Klingelnberg, Präsident des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) gegenüber dem Tagesspiegel. Die wirtschaftliche Lage der Maschinenbauer sei aber sehr angespannt. Die mittelständisch geprägte Branche durchläuft gerade den stärksten Einbruch seit dem Krisenjahr 1993. In diesem Jahr wird die Produktion um vier Prozent sinken, für 2003 prognostiziert der Verband immerhin eine Stagnation - noch.

Sollte die neue Bundesregierung ihr gesamtes Koalitionsprogramm umsetzen, so Klingelnberg, seien die Verbandsprognosen mit Sicherheit nicht mehr zu halten. Allein die Tarifrunde in der Metallindustrie koste die Branche etwa 30 000 Stellen. Klingelnberg hofft immer noch, dass Teile des Regierungsprogramms nicht umgesetzt werden. Beispiel Verlustvorträge: Sollte die Möglichkeit gestrichen werden, Verluste aus früheren Geschäftsjahren mit Gewinnen aus laufenden Jahren zu verrechnen „wird es bei uns einige Probleme geben“, sagte Klingelnberg. Gerade für die kleinen und mittelgroßen Betriebe des deutschen Maschinenbaus sei das überlebensnotwendig. Der VDMA-Präsident wies darauf hin, dass die wachsenden Belastungen durch Steuern und Abgaben ohnehin schon dazu geführt hätten, dass deutsche Maschinenbauer neue Arbeitsplätze vor allem im Ausland aufbauten. Etwa 200 000 neue Stellen seien so geschaffen worden. Klingelnberg hat nach den Koalitionsvereinbarungen den Eindruck, dass sich dieser Trend verstärken könnte.

Die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer beschäftigen seit 1996 unverändert rund 900 000 Mitarbeiter. Nach dem radikalen Stellenabbau Anfang der neunziger Jahre (1991 waren es fast 1,4 Millionen Beschäftigte) haben die Betriebe verstärkt auf Flexibilisierung gesetzt und nutzen heute vor allem Arbeitszeitkonten und Leiharbeiter, um Produktionsspitzen auszugleichen. Neue Mitarbeiter wurden kaum eingestellt.

In diesem Jahr werden die Pläne von Heidelberger Druck, die Insolvenz des Maschinenbauers Babcock Borsig oder das laufende Sanierungsprogramm bei MAN, der 6000 Stellen streicht, wohl deutliche Spuren in der Branchenbilanz hinterlassen. Denn im Schnitt arbeiten nur 150 Mitarbeiter in einem Maschinenbaubetrieb. Die massiven Stellenstreichungen der großen Konzerne können kaum aufgefangen werden.

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