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Wirtschaft: Köln bangt um den Sarotti-Mohr

Schokoladenfabrikant Stollwerck muss Werke schließen

Düsseldorf Der defizitäre Schokoladenhersteller Stollwerck gibt womöglich seine Produktion am Traditionsstandort Köln auf. Am Donnerstagabend bestellte der Vorstand den Konzernbetriebsrat zu sich, um ihn über die geplanten Sparmaßnahmen zu unterrichten. Ergebnisse wurden bis zum Redaktionsschluss nicht bekannt. „Wir rechnen mit dem Schlimmsten“, sagte Betriebsratschef Johann Faßbender vor dem Treffen. Stollwerck selbst wollte sich gestern nicht zu neuen Sparplänen äußern.

Zuvor hatte das Unternehmen weitere Werksschließungen nicht ausgeschlossen. Seit Monaten durchforsten Beraterungsfirmen wie McKinsey den Süßwarenhersteller nach Sparpotenzialen. Zwei Werke der Marke „Gubor“ wurden im vorigen Jahr geschlossen, 300 Mitarbeiter verloren ihren Job. Die teuren Sozialpläne trieben Stollwerck weiter in die roten Zahlen – das Unternehmen verbuchte 2003 einen Verlust von 36 Millionen Euro.

Die Lage des 1839 in Köln gegründeten Unternehmens ist prekär. Als der Schweizer Schokoladenkonzern Barry Callebaut 2002 das Unternehmen von dem legendären Fabrikanten Hans Imhoff übernahm, erwirtschaftete Stollwerk mit rund 2500 Mitarbeitern einen Umsatz von 550 Millionen Euro und einen Verlust von 19,1 Millionen Euro. Der neue Eigentümer, der mehrheitlich von der Familie des ehemaligen Kaffeemagnaten Klaus J. Jacobs geführt wird, stellte rund 52 Millionen Euro für die Sanierung bereit. Doch der Erfolg blieb aus. Für 2003 präsentierte Stollwerck-Chef Richard Crux nicht nur einen gestiegenen Verlust, sondern auch einen Umsatzrückgang auf 536 Millionen Euro.

Zwar konnte das Traditionsunternehmen, unter dessen Dach sich Marken wie „Alpia“, „Sarotti“ und „Sprengel“ versammeln, in Deutschland nach neuesten Zahlen von AC Nielesen in diesem Jahr seinen Marktanteil von zwölf Prozent behaupten. Doch die Rendite reicht nicht aus. Grund: 70 Prozent ihres Umsatzes machen die Kölner mit der Produktion billiger und daher margenschwacher Handelsmarken.

Im Handelsmarkengeschäft droht zudem Ungemach. Großkunde bei Stollwerck sind die 10 500 deutschen Filialen der Drogeriemarktkette Schlecker, die ihre Eigenmarke „Marbello“ aus Köln bezieht. In dieser Woche kündigte Firmenchef Anton Schlecker jedoch an, das Food-Angebot drastisch zu reduzieren. Für Stollwerck-Chef Crux gerät die Sanierung, die er seinem Eigentümer Barry Callebaut bis 2005 versprochen hat, dadurch weiter in Gefahr.

Schon auf einer Tagung des Konzernbetriebsrats in Paris ließ der Vorstand von Barry Callebaut vor wenigen Wochen durchblicken, dass er eine Konzentration auf die drei größten Stollwerck- Produktionsstandorte favorisiert. Dies wären die Werke in Berlin und im thüringischen Saalfeld sowie der von Barry Callebaut eingebrachte Van-Houten-Standort Norderstedt. Die Werke in Köln und Wurzen ständen damit vor dem Aus.

Setzt sich der Vorstand mit den Plänen durch, bliebe in der Domstadt neben einem Teil der Verwaltung als einzige Erinnerung das von Imhoff gegründete Schokoladenmuseum. Das Museum arbeitet laut Stollwerck rentabel. cs/HB

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