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Wirtschaft: Köln-Schanghai – in einem Zug

Die Deutsche Bahn will die Logistik ausbauen und setzt dabei auch auf Hamburg

Berlin – Schnelle Güterzüge zwischen Deutschland und China – diesem Traum ist die Deutsche Bahn ein großes Stück nähergekommen. Unmittelbar nach der Rückkehr von einer China-Reise berichtete Vorstandschef Hartmut Mehdorn am Dienstagabend, er habe mit seinen Kollegen aus China und Russland einen entsprechenden Vorvertrag geschlossen. In den nächsten drei Jahren soll die Strecke von Köln bis Schanghai durchgehend für den Güterverkehr verfügbar gemacht werden. Eine weitere Verhandlungsrunde stehe im Frühjahr an.

Das Projekt kommt einem Ausbau der Transsibirischen Eisenbahn gleich. Vor einem Jahr hatten die Eisenbahnen Deutschlands, Polens, Weißrusslands und Russlands bereits einen Testzug von Berlin nach Moskau fahren lassen, der die 1800 Kilometer in drei Tagen bewältigte und damit deutlich schneller als Lastwagen war. In einem zweiten Vertrag sei der Aufbau von 18 Güterverkeherszentren in China vereinbart worden, sagte Mehdorn. Die Deutsche Bahn beschäftige bereits 3500 Mitarbeiter in China.

Der Bahn-Chef bekräftigte das Interesse seines Unternehmens am Einstieg in den Hamburger Hafen. Es sei keineswegs vom Tisch, die Führung der Logistik-Sparte dann auch in der Hansestadt zu bündeln. „Diese Pläne werden wir uns nach wie vor anschauen“, sagte Mehdorn beim „Handelsblatt-Wirtschaftstreff“ in Berlin. „Hamburg ist ein Logistikzentrum der Welt. Da würden wir ganz gut hinpassen.“

Mehdorn äußerte sich zuversichtlich, dass bis März ein auch aus Unternehmenssicht akzeptabler Gesetzentwurf zur Privatisierung der Bahn vorliege. Entscheidend sei hier auch die Frage des juristischen Eigentums, das der Staat über das Schienennetz haben solle. Das solle zwar in der Bahn-Bilanz stehen, der Staat aber nach 25 Jahren ein „Rückfallrecht“ geltend machen können. Mache er davon Gebrauch, müsse er dann auch den Buchwert zurückerstatten. „Wir haben nichts zu verschenken“, sagte Mehdorn.

Nach seinen Angaben wird die Bahn im fast abgelaufenen Jahr einen Umsatz von annähernd 30 Milliarden Euro erzielen – das wäre ein Plus von einem Fünftel. Den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) werde das Unternehmen um rund 40 Prozent auf knapp zwei Milliarden Euro steigern. In die Bilanz ist in diesem Jahr erstmals die neue US-Logistiktochter Bax Global einbezogen. mod

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