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Wirtschaft: Kölner Müll und Münchner Stadion

TRIENEKENS Eigentlich ging es nur um den Bau einer Müllverbrennungsanlage – daraus geworden ist einer der größten Korruptionsfälle in Deutschland. Über 20 Millionen Mark Schmiergeld sollen geflossen sein.

TRIENEKENS

Eigentlich ging es nur um den Bau einer Müllverbrennungsanlage – daraus geworden ist einer der größten Korruptionsfälle in Deutschland. Über 20 Millionen Mark Schmiergeld sollen geflossen sein. Die Akteure: Der Viersener Unternehmer Hellmut Trienekens, ein Bauunternehmen und die Kölner SPD. 1994 erhielt die Gummersbacher Firma Steinmüller von der Kölner Abfallverwertungsgesellschaft AVG den Auftrag, eine Müllverbrennungsanlage zu bauen. Die AVG war gemeinsam von Trienekens und der Stadt Köln gegründet worden. Die Müllanlage wurde gegen den Protest von Umweltverbänden, Bürgern und einiger Stadtpolitiker beschlossen. Um den Bauauftrag an Land zu ziehen, hat SteinmüllerGeschäftsführer Sigfrid Michelfelder über 20 Millionen Mark Schmiergeld gezahlt. Für ihn selbst und Trienekens sollen dabei zwei Millionen rausgesprungen sein, fast 9,5 Millionen Mark kassierte AVD-Geschäftsführer Ulrich Eisermann. Er soll dann zwei Millionen Mark seines Anteils an den SPD-Fraktionschef im Kölner Rat gegeben haben, die der wiederum in die Parteikasse eingeschleust habe. So steht es in der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft. Trienekens hat aber nicht nur über die AVG an dem neuen Müllofen verdient. Denn die Anlage, die doch nur für den Kölner Dreck genutzt werden sollte, wurde so gebaut, dass es deutliche Überkapazitäten gab. Davon profitierte unter anderem Trienekens eigenes Entsorgungsunternehmen. Er konnte den Müllofen mitnutzen – größtenteils zu wesentlich niedrigeren Preisen als der Stadt Köln berechnet wurden. Das Strafverfahren gegen Trienekens wegen Beihilfe zur Untreue wurde allerdings vor wenigen Tagen eingestellt. Er hatte eine Geldauflage von fünf Millionen Euro gezahlt. Trienekens war bereits 2004 wegen Steuerhinterziehung zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt worden.

ALLIANZ ARENA

In knapp einem Jahr wird in München in der neuen Allianz-Arena das Eröffnungsspiel der Fußball-Weltmeisterschaft stattfinden. Dem ehemaligen Geschäftsführer der Allianz-Arena- München-Stadion GmbH, Karl-Heinz Wildmoser junior, hat der Stadionbau allerdings eine mehrjährige Haftstrafe eingebracht. Im Mai 2005 wurde er wegen Bestechlichkeit und Untreue verurteilt. Was war passiert? Wildmoser junior soll über einen Mittelsmann die Baufirma Alpine im Vorfeld der Auftragsvergabe über die veranschlagten Kosten für den Arenabau informiert haben. Für diese Information zahlte Alpine 1,4 Millionen Euro. Wildmosers Mittelsmann war sein Schulfreund Stefan Dung. Über seine Firma soll, so die Staatsanwaltschaft, das Bestechungsgeld gelaufen sein. Dung überwies es dann in Tranchen an eine Immobilienfirma, die den Wildmosers gehört. Insgesamt sollen Dung und Wildmoser 2,8 Millionen Euro Schmiergelder kassiert haben. dro

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