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Wirtschaft: Kohle verflüssigen und Zucker umwandeln

Manchmal führt die Reise in die Zukunft zurück in die Vergangenheit. Die besten Chancen als Alternative zum Erdöl räumt die Chemieindustrie dem Klassiker Kohle ein, der schon während der industriellen Revolution Basis der Produktion war.

Manchmal führt die Reise in die Zukunft zurück in die Vergangenheit. Die besten Chancen als Alternative zum Erdöl räumt die Chemieindustrie dem Klassiker Kohle ein, der schon während der industriellen Revolution Basis der Produktion war. Damals wurde Kohle vor allem zur Herstellung von Farbstoffen verwendet. Doch das musste dem viel billigeren Erdöl weichen, das auch einfacher in der Verarbeitung war.

Für die chemische Industrie ist Erdöl heute mit einem Anteil von 80 Prozent die wichtigste Rohstoffbasis. Nur zehn Prozent kommen aus nachwachsenden Rohstoffen, der Rest aus Erdgas. Geht Öl zur Neige, können Konzerne wie BASF, Lanxess oder Evonik keine Lacke oder Kunststoffe für die Industrie mehr herstellen.

„Kohle besitzt eine deutlich längere Reichweite als die anderen fossilen Rohstoffe und ist vergleichsweise kostengünstig“, lobt der weltgrößte Chemiekonzern BASF, der in zwei Jahren 100 Millionen Euro in die Forschung nach Öl-Alternativen investiert. Allerdings stelle die Handhabung der Kohle hohe technische Anforderungen. Und: „Die Kohlendioxid-Problematik ist ungelöst.“ Die Technik, um aus Kohle Rohöl zu gewinnen, ist alt. 1913 patentierte Friedrich Bergius ein erstes Verfahren, 1925 meldeten Franz Fischer und Hans Tropsch ein weiteres zur indirekten Verflüssigung von Kohle zum Patent an. Im Nationalsozialismus und auch in der DDR wurde mit Kohleverflüssigung synthetisches Benzin hergestellt. Doch das Verfahren war nicht nur umweltschädlich, sondern verglichen mit Erdöl auch viel teurer.

Das könnte sich mit steigenden Erdölpreisen zwar relativieren, es bleibt aber das CO2-Problem: Solange auf EU-Ebene nicht geklärt sei, wie mit Emissionen verfahren und welcher Preis dafür fällig werde, werde man nicht in Pilotanlagen zur Kohleverflüssigung investieren, heißt es bei der BASF. Weitergeforscht wird derweil aber an biotechnologischen Methoden. Deren Ziel ist es, mithilfe von Bakterien oder Pilzen nachwachsende Rohstoffe wie Zucker oder Pflanzenöl in chemische Produkte umzuwandeln.pet

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