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Wirtschaft: Kompromiss verhindert Streik bei Continental

PKW-Reifenfertigung in Hannover-Stöcken soll bis Ende 2007 stufenweise stillgelegt werden / Weitere Gespräche im Februar

Frankfurt am Main - Beim Automobilzulieferer Continental AG ist ein Streik in letzter Minute abgewendet worden. Management und Betriebsrat haben ihren Streit um die Zukunft der 320 Beschäftigten in der PKW-Reifenproduktion in Hannover-Stöcken am Dienstagabend nach stundenlangen Verhandlungen weitgehend beigelegt. Endgültig soll das Einigungspaket Mitte Februar geschnürt werden.

Kernpunkt der Einigung ist nach den Worten von Conti-Personalvorstand Thomas Sattelberger eine „stufenweise Anpassung“ der Kapazitäten und des Personals im Werk Stöcken von Anfang Januar des kommenden Jahres bis Ende 2007. Ursprünglich sollte die Produktion bereits Ende diesen Jahres auslaufen. Conti will versuchen, den Prozess „möglichst sozialverträglich“ zu gestalten. Dazu wird das Unternehmen Instrumente wie Altersteilzeit, Auslauf von befristeten Verträgen und innerbetriebliche Versetzungen – vor allem in der LKW-Reifenproduktion – nutzen. Außerdem ist eine Qualifizierungsgesellschaft geplant.

Aus gewerkschaftlicher Sicht sei es entscheidend, dass im Werk Stöcken bis Ende kommenden Jahres Pkw-Reifen hergestellt würden und dass betriebsbedingte Kündigungen bis dahin ausgeschlossen seien, hieß es in der Erklärung der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE). „Damit ist das ursprüngliche Vorhaben einer frühzeitigen Verlagerung vom Tisch.“ Eine „vernünftige Perspektive“ für die Beschäftigten und den Standort seien jetzt „in erreichbare Nähe gerückt“, erklärte IG-BCE- Verhandlungsführer Werner Bischoff.

Zuvor hatte eine Verschärfung der Auseinandersetzung gedroht. Anfang der Woche hatte der IG-BCE-Vorsitzende Hubertus Schmoldt dem Continental-Vorstandschef Manfred Wennemer Streiks für den Fall eines Scheiterns der Gespräche angekündigt. „Wenn wir nicht zu Rande kommen, werden wir sagen, wann wir streiken“, hatte sich Schmoldt kämpferisch gegeben.

Parallel dazu hatten tausende Conti-Beschäftigte bundesweit gegen die starre Haltung des Konzernchefs protestiert, die profitable Reifenfertigung in Hannover zu schließen und ins kostengünstigere Ausland zu verlagern. Wennemer hatte die Schließungspläne „des kleinsten und teuersten Standortes“ mit Überkapazitäten begründet.

Der Streit drohte aus dem Ruder zu laufen, auch weil das Management den Widerstand gegen die Schließungspläne anscheinend deutlich unterschätzt hatte und von Beginn an eine harte Linie vertrat. Doch selbst aus der Finanzszene kam zunehmend Kritik daran, dass Wennemer nicht versucht hatte, den Weg einer lautlosen, eleganten Lösung zu gehen und stattdessen die offene Konfrontation gesucht hat. Analysten hatten zwar den Schließungsbeschluss unterstützt, jedoch den vermeidbaren Imageschaden durch die öffentliche Auseinandersetzung kritisiert. hof (HB)

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