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Kurs halten. Die Bundesregierung bestätigte ihr Ziel, bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen zu bringen.

© dpa

Konferenz zur Elektromobilität: Marktanteil von E-Autos "nach oben ausbaufähig"

Bundeskanzlerin Merkel betont vor Industrievertretern in Berlin die Bedeutung von E-Autos für den Standort Deutschland. Daimler-Chef Zetsche sieht für ein Gelingen aber auch die Politik in der Pflicht.

Die Bundesregierung hält an ihrem Ziel fest, bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutsche Straßen zu bringen. „Für Deutschland hängt viel von dieser Transformation ab“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag in Berlin bei einer Konferenz zur Elektromobilität. Die Automobilindustrie sei eine Kernbranche, von deren Wettbewerbsfähigkeit der Wohlstand Deutschlands abhänge. Zwar sei die Praxis ein „Härtetest für alle Prognosen“ und Deutschland liege im internationalen Vergleich „noch nicht überall“ vorne. „Aber die Bundesregierung steht zu ihren finanziellen Zusagen für die Elektromobilität“, sagte Merkel.

Für mehr Begeisterung und weniger Skepsis warb Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU), der direkte staatliche Subventionen für die Käufer von E-Autos erneut ablehnte. „Es geht nicht darum, einen neuen Hype zu befeuern“, sagte Ramsauer. „Aber wir müssen dem Thema neue Impulse geben.“ Der Verkehrsminister zeigte sich überzeugt, dass die bislang schwache Nachfrage steigen wird, wenn die deutschen Hersteller bis Ende kommenden Jahres 16 elektrische Modelle auf den Markt gebracht haben werden. „Innovative Produkte müssen aber aus sich selbst heraus begeistern“, sagte Ramsauer.

Kabinettskollege Philipp Rösler (FDP) räumte ein, dass der derzeitige Marktanteil elektrischer Pkw in Deutschland „nach oben ausbaufähig“ sei. „Der Anteil ist so klein, dass selbst ich als Vertreter einer kleinen Partei ihn nicht erwähnen will“, sagte der Bundeswirtschaftsminister. 2012 wurden bundesweit nur 3438 batteriebetriebene und Plug-in-Hybrid-Pkw beim Kraftfahrtbundesamt zugelassen – bei einem Bestand von insgesamt mehr als 40 Millionen Fahrzeugen. „Wir müssen stärker für die Elektromobilität werben“, forderte Rösler vor mehr als 900 internationalen Teilnehmern der zweitägigen Berliner Konferenz. Die Hersteller stünden in der Pflicht, „Emotionen zu wecken“, wie Rösler sagte. Dass sie dies können, hätten sie bei ihren Autos mit Verbrennungsmotor bewiesen.

Daimler-Chef Dieter Zetsche spielte den Ball mit einem Fußballvergleich und Trapattoni-Zitat zurück: „Fußball ist Ding, Dang, Dong – nicht nur Ding. Genauso ist es bei der Elektromobilität.“ Zwar seien es die Unternehmen, die die Technologie vorantreiben müssten. Die Kundenskepsis sei aber hartnäckig. „Es geht auch um die richtigen Marktanreize“, fügte Zetsche hinzu. Setze die Politik ambitionierte Ziele, müsse sie auch entsprechende Bedingungen schaffen. „Wer A sagt, muss auch B sagen.“

Bedauerlich sei, dass der steuerliche Nachteilsausgleich für elektrische Dienstwagen im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat blockiert werde. Auch die von der EU bislang abgelehnte höhere Gewichtung von E-Fahrzeugen in den Herstellerflotten bei der Berechnung der CO2-Werte müsse attraktiver im Sinne der Industrie ausgestaltet werden. „Das kostet den Steuerzahler keinen Cent“, sagte Zetsche. Die EU will den Autoherstellern bislang einen Multiplikator von 1,5 für jedes in der EU verkaufte Elektroauto gewähren, die deutschen Hersteller verlangen einen Faktor drei. Werden E-Autos in der Modellpalette eines Herstellers stärker gewichtet, fällt es ihm leichter, die vorgeschriebenen CO2-Grenzwerte zu erreichen. Merkel unterstützte Zetsches Appell. Innovationen in der Autoindustrie setzten sich zuerst in der Oberklasse durch. Deshalb sei es kontraproduktiv, die Hersteller dieser Fahrzeuge zu benachteiligen.

Henning Kagermann, Vorsitzender der Nationalen Plattform Elektromobilität, verteidigte das Millionenziel der Regierung. Aber: „Es ist ein langer Weg, es ist harte Arbeit.“ Zu dieser Erkenntnis ist auch die chinesische Regierung gelangt, die die Elektromobilität mit massiven Förderprogrammen anschiebt. „Es ist ein sehr zäher Prozess“, sagte Wissenschaftsminister Wan Gang. Angesichts der Umweltbelastungen in den Großstädten bleibe China aber keine Wahl: „Elektromobilität ist ein Muss für uns.“

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