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Handwerk unterm Fernsehturm. Weniger Berliner Firmen sammeln derzeit neue Aufträge ein.

© dpa

Konjunktur: Berliner Handwerk klagt über weniger Neuaufträge

Die Berliner Handwerksbetriebe spüren die derzeitige Wirtschaftsflaute. Dennoch sprechen sie von einer stabilen Konjunktur - die sich sogar noch verbessern könnte.

Berlin - Der lange Winter hat den Berliner Handwerksbetrieben zugesetzt. „Die Auftragsbücher sind nicht mehr so prall gefüllt wie vor einem Jahr“, sagte der Präsident der Berliner Handwerkskammer, Stephan Schwarz, am Mittwoch bei der Vorstellung der Frühjahrsumfrage. „Der Aufschwung verliert an Dynamik“. Das zeigt sich auch im Geschäftsklimaindex der Kammer, der die aktuelle Lage sowie die Erwartungen der Betriebe abbildet. Das Stimmungsbarometer sank von 113 auf 104 Punkte im Vergleich zum Frühjahr 2012. Allerdings, so schränkte Schwarz ein, sei im vergangenen Frühling auch ein Rekordwert erreicht worden. Somit sei die Handwerkskonjunktur „stabil auf hohem Niveau.“

Die Zahl der Unternehmen, die zu Beginn des Jahres steigende Aufträge verzeichnen, sank von 26 auf 17 Prozent – auch weil wegen des langen Winters die Arbeit auf vielen Baustellen ruhte. Der einzige Bereich mit steigender Nachfrage war das Nahrungsmittelgewerbe, zu dem etwa Bäcker und Fleischer gehören. „Wir glauben, dass die Lebensmittelskandale zu einem veränderten Verbraucherverhalten geführt haben – weg von der Massenproduktion“, sagte Schwarz. Im Herbst erwarten die Berliner Handwerksbetriebe quer durch alle Branchen wieder mehr Nachfrage: 38 Prozent rechnen dann mit einem Plus in ihren Auftragsbüchern.

Auch die Umsätze waren in den ersten Monaten des Jahres schwächer als erwartet. Bei 33 Prozent der befragten Firmen sanken die Erlöse, ein Jahr zuvor gaben das nur 27 Prozent an. Auch hier aber sind die Betriebe optimistisch, dass die Geschäfte in den nächsten sechs Monaten wieder anziehen.

Die Beschäftigung in den 30 640 Berliner Handwerksfirmen soll zulegen. Rund ein Fünftel plant einen Stellenaufbau in 2013, nur acht Prozent eine Reduzierung. Allerdings leiden die Firmen in der Hauptstadt weiter unter dem Fachkräftemangel. Ein knappes Viertel der Unternehmen meldet derzeit offene Stellen. Auch bei den Ausbildungsplätzen ist die Lage ähnlich: Im vergangenen Jahr wurden 4300 Verträge geschlossen, knapp vier Prozent weniger als im Vorjahr. 400 Lehrstellen konnten nicht besetzt werden. Als Gründe nennen die Unternehmen mangelnde Qualifikationen und soziale Kompetenzen der Bewerber sowie Unkenntnis über die Ausbildungsberufe. „Viele haben Vorurteile im Kopf, die dann auch von den Lehrern bestätigt werden“, sagte Schwarz. Das Handwerk wandele sich aber stark. Die Kammer will daher verstärkt an den Schulen um Jugendliche werben. Jahel Mielke

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