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Konjunktur: Experten erwarten weiteren Arbeitsplatzabbau

"Grottenschlechte" Erwartungen haben Konjunkturexperten an den kommenden Winter in Deutschland. Grund dafür ist ein Mangel an neuen Aufträgen für viele Unternehmen. Als Folge rechnen Fachleute mit einem deutlichen Rückgang des Wirtschaftswachstums und der Streichung von Arbeitsplätzen.

Konjunkturexperten erwarten im Winter einen Auftragsmangel in Deutschland und damit den Abbau von Arbeitsplätzen. Die Erwartungen der Unternehmen für die kommenden sechs Monate seien "grottenschlecht", sagte der Leiter der Konjunkturabteilung des Münchner ifo-Instituts, Kai Carstensen, der "Bild"-Zeitung vom Montag. Im Winter sei der Aufschwung "definitiv vorbei". Zeichen für einen Konjunkturabschwung seien auch die erstmals seit sieben Jahren zurückgehenden Frachttransporte von Asien nach Europa, berichtete die "Süddeutsche Zeitung". Vom "Handelsblatt" befragte Konjunkturforscher schraubten ihre Erwartungen für das kommende Jahr deutlich herunter. Sie erwarten ein Wachstum von nur noch 0,9 Prozent im Euroraum.

Derzeit ist der Auftragsbestand der deutschen Unternehmen laut ifo-Konjunkturexperte Carstensen noch gut. Es fehle aber an neuen Aufträgen. Ab dem Winter würden viele Firmen nach und nach Kapazitäten abbauen und auch Personal entlassen, sagte Carstensen der "Bild". Auch der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, sagte dem Blatt, in vielen Firmen reichten die Aufträge nur noch bis Jahresende.

"Es gibt keinen Optimismus, trotz Wirtschaftswachstums"

Zum ersten Mal seit 2001 seien die Transporte von Asien nach Europa im Juni geschrumpft, berichtete die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf die Far Eastern Freight Conference, eine Organisation von Reedern, die 70 Prozent des Verkehrs auf der Strecke abdeckten. Spielzeug, Elektronik oder Kleidung für das Weihnachtsgeschäft in Deutschland werde überwiegend in Asien produziert und in den Sommermonaten auf dem Seeweg nach Europa gebracht.

Michael Otto, Aufsichtsratschef des Versandhauskonzerns Otto, sagte der Zeitung, die hohen Energie- und Lebensmittelpreise drückten nicht nur auf den Geldbeutel des Verbrauchers, sondern auch auf seine Stimmung. "Es gibt keinen Optimismus, trotz Wirtschaftswachstums und weniger Arbeitslosigkeit." Wenn die Zukunftserwartungen gedämpft seien, dann bedeute das Konsumzurückhaltung. "Das sehen wir im deutschen Einzelhandel 2008 und das wird sich vermutlich auch 2009 noch fortsetzen."

Der private Konsum sollte in diesem Jahr die Konjunktur ankurbeln. Bislang ist diese Entwicklung aber ausgeblieben. Die vom "Handelsblatt" befragten Konjunkturexperten von zehn deutschen und internationalen Banken und Forschungsinstituten rechnen mit einem Wachstum von 1,5 Prozent in diesem Jahr, das im kommenden auf 0,9 Prozent weiter zurückgehen wird. Im vergangenen Jahr war die deutsche Wirtschaft um 2,7 Prozent gewachsen. (dw/AFP)

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