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Wirtschaft: Konjunktur: Flaute in Europa trifft US-Technologiefirmen

Die Konjunkturflaute in Europa setzt immer mehr US-Technologiekonzernen zu. Der weltweit zweitgrößte Computerhersteller Compaq hat seinen Umsatz- und Gewinnausblick für das zweite Quartal gesenkt und dafür vor allem die schlechte Marktsituation in Europa verantwortlich gemacht.

Die Konjunkturflaute in Europa setzt immer mehr US-Technologiekonzernen zu. Der weltweit zweitgrößte Computerhersteller Compaq hat seinen Umsatz- und Gewinnausblick für das zweite Quartal gesenkt und dafür vor allem die schlechte Marktsituation in Europa verantwortlich gemacht. Gespannt erwartete die Börse am Mittwoch Quartalszahlen des US-Halbleiter- und Telekomkonzerns Motorola und des Internet-Portals Yahoo.

Vom Ausblick der beiden US-Unternehmen erwarteten Analysten Hinweise auf die weitere Entwicklung der Technologiebranche. Motorola hatte zuletzt vor allem im Mobilfunk-Geschäft wegen seiner unglücklichen Produktpolitik Marktanteile an Nokia und Ericsson verloren. Ende 2000 produzierte Motorola 100 verschiedene Handy-Modelle. Die ineffiziente Herstellung und der Einbruch der Nachfrage in Europa haben die ohnehin dünnen Margen bei Motorola zusätzlich belastet. Im Halbleitergeschäft sieht es ebenfalls düster aus. Allein im Mai sanken laut Semiconductor Industry Association die weltweiten Chip-Verkäufe um 20 Prozent. Analysten erwarteten für das zweite Quartal einen Verlust von 0,12 Dollar je Motorola Aktie. Im Vorjahresquartal lag der Gewinn/Aktie bei 0,28 Dollar.

Mit einem Kursverlust von zuletzt zwölf Prozent nahm die Börse die Quartalszahlen des Internet-Unternehmens Yahoo vorweg. Bei einem voraussichtlich auf Null gesunkenen Gewinn je Aktie (Vorjahr: 0,12 Dollar) dürfte Yahoo die Talsohle erreicht haben. Obwohl die Anleger zunächst skeptisch blieben, belegen Studien, dass sich die Ausgaben im Anzeigengeschäft in den USA zuletzt wieder stabilisiert haben. Davon profitiert der Betreiber des Internet-Portals. Der zweitgrößte Computerhersteller Compaq wollte sich dagegen nicht dazu äußern, wie der Konzern die Aussichten für einen Umschwung in der Branche bewertet. Man rechne wegen des konjunkturellen Rückschlags in Europa, der Wirtschaftslage in den USA und des anhaltenden Preiskriegs auf dem PC-Markt im zweiten Quartal nur noch mit einem Umsatz von 8,4 Milliarden Dollar - neun Prozent weniger als im ersten Quartal. Der Gewinn je Aktie soll bei vier Cents liegen. Noch im April war Compaq von fünf Cents Gewinn und einem Umsatz von rund neun Milliarden Dollar ausgegangen. Der Konzern reagiert mit einem drastischen Sanierungsprogramm: Compaq streicht in diesem Jahr insgesamt 8500 Stellen. "Das Neue ist, dass sich diese Situation auch auf Europa und den Rest der Welt ausgeweitet hat", sagte Compaq-Finanzchef Jaff Clarke. Auch die Euro-Schwäche habe den Umsatz gedrückt, da die Erlöse in Dollar erwirtschaftet würden.

Während der Kurs der Compaq-Aktie nach der Mitteilung leicht anzog, geriet der Markt insgesamt unter Druck. Am Neuen Markt rutschte der Nemax-50 bis zum Abend um 4,48 Prozent auf 1150,05 Zähler. Die Deutsche Börse reagiert auf die Krise des Börsensegments mit einer Verschärfung der Regeln noch im Sommer. Pleite-Kandidaten und Firmen mit einem geringem Börsenwert sollen verbannt werden können. Mehrere große Unternehmen, darunter Singulus, Mobilcom und CE Consumer, erwägen unterdessen offenbar aus dem Neuen Markt auszusteigen.

mot

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