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Konjunktur: Ifo-Institut erwartet weiteren Rückgang der Arbeitslosigkeit

Die Zahl der Erwerbslosen könnte bis 2009 auf 3,3 Millionen sinken – selbst wenn die Konjunktur schwächelt.

Berlin - Der Wirtschaftsaufschwung in Deutschland könnte seinen Höhepunkt bald schon überschritten haben – für den Arbeitsmarkt steht er nach Ansicht von Experten aber noch bevor. Das Ifo-Institut in München erwartet, dass in den kommenden zwei Jahren die Zahl der Erwerbslosen weiter zurückgehen wird. „Erst 2009 werden wir einen Tiefpunkt der Erwerbslosenzahlen erreichen“, sagte Ifo-Arbeitsmarktexperte Gebhard Flaig dem Tagesspiegel am Sonntag. „Ich gehe davon aus, dass wir dann etwa 3,3 Millionen Arbeitslose haben könnten.“ Damit wäre die Zahl der Menschen ohne Job so niedrig wie zuletzt 1993 – und das im Jahr der nächsten Bundestagswahl.

Im Juli dieses Jahres waren 3,7 Millionen Menschen offiziell als arbeitslos registriert. Die neuesten Zahlen veröffentlicht die Bundesagentur für Arbeit (BA) am kommenden Donnerstag.

„Wir reden jetzt zwar davon, dass der Aufschwung im kommenden Jahr schon langsam schwindet“, sagte Ifo-Experte Flaig, „aber der Arbeitsmarkt hinkt dem Aufschwung erfahrungsgemäß immer hinterher.“ So gibt es zwar seit etwa anderthalb Jahren einen Beschäftigungsanstieg, der Aufschwung hat jedoch schon früher begonnen.

In diesem Jahr gehen die Ifo-Experten von einem Wirtschaftswachstum von 2,6 Prozent aus. Im kommenden Jahr soll das Plus dann mit 2,5 Prozent bereits etwas schwächer ausfallen, um dann nach und nach weiter abzufallen. Was sich dann auf dem Jobmarkt abspielt, dürfte Flaig zufolge spannend werden. Denn seit der letzten Rezession hat es wichtige Arbeitsmarktreformen gegeben, deren Erfolge auch an den Entwicklungen im nächsten Abschwung festgemacht werden. „Der trendmäßige Anstieg der Arbeitslosigkeit seit den 70er Jahren ist sicher erst mal gestoppt“, meint der Experte.

Dafür hätten auch die Hartz-Reformen gesorgt. In ihrem Zuge war im Januar 2005 die Arbeits- und Sozialhilfe zusammengelegt worden. Damals erklärte die Bundesagentur für Arbeit, dass dadurch bis zu 380 000 Menschen zusätzlich als arbeitslos erfasst würden. Die Zahl hatte Sprengstoffcharakter. Denn die Erwerbslosenzahl überstieg damit erstmals seit der Weimarer Republik die Fünf-Millionen-Marke – was letztlich zur Abwahl der rot-grünen Bundesregierung führte. Diese alten Höchstwerte würden jedoch so schnell nicht mehr erreicht, sagt Flaig. „Bis zu der Fünf-Millionen-Marke wäre es ein sehr weiter Weg.“

Dem Ifo-Experten zufolge seien die Arbeitslosen heute motivierter, eine neue Stelle zu bekommen, als das noch vor einigen Jahren der Fall gewesen sei. Denn die Aussicht, nach einer relativ kurzen Zeit der Arbeitslosigkeit im Hartz-IV-System zu landen, schrecke die Leute ab. „Deshalb sind sie bereit, auch andere, vielleicht schlechtere Jobs anzunehmen.“

Flaig zieht daraus die Schlussfolgerung, dass der nächste Abschwung in Bezug auf die Arbeitslosenzahlen eher mild ausfallen wird. „Im Jahr 2012 werden wir dann vermutlich mit um die vier Millionen Erwerbslosen den Höhepunkt der Arbeitslosigkeit erreichen.“

Bis dahin werde es noch zahlreiche Monate geben, in denen die BA positive Zahlen vermelden werde. So auch am Donnerstag, wenn die Daten für August veröffentlicht werden. Ifo-Experte Flaig zur Zahl der Arbeitslosen: „Wir rechnen in der nächsten Zeit, abgesehen von einigen saisonbedingten Schwankungen, jeden Monat mit einem Rückgang von ein paar Zehntausend.“ Yasmin El-Sharif

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