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Konjunktur: Industrie verbucht starke Umsatzsteigerung

Lichtblicke in der Krise: Der Umsatz deutscher Firmen ist im Mai so stark gestiegen wie seit 18 Jahren nicht mehr. Die EZB rechnet im Euro-Raum mit einer Stabilisierung.

Binnen Monatsfrist legten die Erlöse im Verarbeitenden Gewerbe um 4,6 Prozent zu, nachdem sie im April noch um zwei Prozent gefallen waren, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das ist nach Auskunft eines Statistikers der stärkste Anstieg seit der Wiedervereinigung, seitdem vergleichbare Daten vorliegen.

"Man darf allerdings nicht außer Acht lassen, dass der starke Anstieg auf einem sehr niedrigen Niveau basierte", sagte eine Statistikerin. Denn die Industrieumsätze lagen arbeitstäglich- und preisbereinigt noch immer um deutliche 19,0 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Besonders kräftig zog im Mai das zuletzt noch schrumpfende Auslandsgeschäft an – hier stiegen die Erlöse um 6,9 Prozent. Im Inland erwirtschafteten die Unternehmen 2,8 Prozent mehr Umsatz. Damit folgen die Umsätze den jüngsten Daten zum Auftragseingang und zur Produktion, die ebenfalls einen kräftigen Zuwachs signalisiert hatten.

Besonders tief in der Rezession steckten die Metall-Erzeuger mit einem Minus von 30,2 Prozent im Jahresvergleich, bei den Elektrikern und im Maschinenbau waren es jeweils 27 Prozent. Vergleichsweise glimpflich kommen dagegen die Nahrungs- und Futtermittelhersteller durch die Krise; dort sanken die Erlöse verglichen mit Mai 2008 lediglich um 1,1 Prozent.

Die Industrie erholt sich damit etwas von dem tiefen Einbruch zur Jahreswende; noch im April hatten die Erlöse um 23,3 Prozent unter dem Vorjahr gelegen.

Der Trend entspricht dem einer Mitteilung des Bundeswirtschaftsministeriums, das am Mittwoch einen unerwartet hohen Anstieg der Industrieproduktion mitgeteilt hatte. Die Einschätzungen verbessern sich auch weltweit: Zugleich hatte der Internationale Währungsfonds seine Wachstumsprognose für die globale Wirtschaft nach oben korrigiert.

Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht erste zaghafte Anzeichen einer Stabilisierung. "Die Aussichten für die Auslandsnachfrage nach Waren und Dienstleistungen des Euro-Währungsgebiets bleiben aber gedämpft", schriebt die Notenbank in ihrem in Frankfurt am Main veröffentlichten Monatsbericht. Der Frühindikator der OECD deute bei den meisten OECD-Ländern auf eine langsamere Abschwächung der Wirtschaftsleistung hin. Es sei jedoch zu früh, von einem definitiven Wendepunkt zu sprechen. Von den Ländern außerhalb der OECD befänden sich noch mehrere Volkswirtschaften in einer Rezession. Dies gelte allerdings nicht für China und Indien.

Zwar sind die globalen Konjunkturaussichten nach Einschätzung der Notenbank nach wie vor "mit außergewöhnlich hoher Unsicherheit behaftet". Die Risiken seien jedoch ausgewogen. Denn auf der einen Seite könnten sich die umfangreichen Konjunkturprogramme sowie andere wirtschaftspolitische Maßnahmen stärker als erwartet auswirken. Auch das Vertrauen könne schneller zunehmen als derzeit angenommen. Auf der anderen Seite bestünden aber weiterhin Bedenken im Zusammenhang mit einer stärkeren oder länger andauernden negativen Auswirkung der Turbulenzen auf dem Finanzmarkt auf die Realwirtschaft. Auch weitere Preissteigerungen bei Öl und anderen Rohstoffen oder ein Anstieg der Arbeitslosenzahlen könnten sich negativ auswirken.

Nach Einschätzung der EZB werden die Unternehmen im Euro-Raum auch in nächster Zeit nur sehr zaghaft investieren. Jüngsten Indikatoren zufolge dürfte die Investitionstätigkeit zunächst gedämpft bleiben und dem Konjunkturaufschwung möglicherweise erst mit zeitlicher Verzögerung folgen. Im laufenden Jahr dürften die Investitionen demnach mit über zehn Prozent weitaus stärker zurückgehen als die Wirtschaftsleistung.

Insgesamt rechnet die EZB nach einer konjunkturellen Stabilisierungsphase erst ab Mitte 2010 wieder mit positiven Wachstumsraten. Im laufenden Jahr dürfte die Entwicklung demnach schwach bleiben. Weitere Zinssenkungen schließt die Notenbank zwar nicht kategorisch aus. Sie betont aber, dass sie das aktuelle Leitzinsniveau für "angemessen" hält. Die EZB hatte den wichtigsten Zins zur Versorgung der Kreditwirtschaft mit Zentralbankgeld seit Oktober 2008 angesichts der Rezession im Euro-Raum in mehreren Schritten auf das aktuelle Rekordtief von 1,0 Prozent gesenkt. (rtr/dpa)

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