zum Hauptinhalt

Konjunktur: "Keine Furcht vor Rezession"

Angesichts der Turbulenzen auf den internationalen Aktienmärkten wächst die Angst vor einer Rezession. Ist das berechtigt? Bundeskanzlerin Angela Merkel warnt vor Panik. Unterstützung bekommt sie von Finanzexperten.

Angesichts der Turbulenzen auf den internationalen Aktienmärkten wächst die Angst vor einer Rezession. Die Unternehmensberatung Price Waterhouse  Coopers hat 1100 Vorstandsvorsitzende befragt. Das Ergebnis: Die Bosse sind zum ersten Mal seit fünf Jahren ernsthaft in Sorge. 

Der Berliner Finanzmarktexperte Joachim Gassen wiegelt jedoch ab. "Wenn ein großer Markt wie die USA ins Strudeln kommt, bekommen zwar auch wir einen ordentlichen Schnupfen, aber grundsätzlich ist Deutschland gut aufgestellt", sagt der Experte für fundamentale Aktienanalyse an der Berliner Humboldt-Universität. Die eher konservative Kreditvergabepraxis deutscher Banken, die ebenso konservative Anlagestrategie der Investoren und die vergleichsweise hohe Sparquote schütze das deutsche Wirtschaftssystem tendenziell vor wirtschaftlicher Überhitzung und "vor der Bildung von Kapitalmarkt- und Immobilienblasen".

Das Glas ist nicht halb leer, sondern halb voll

"Wir sind dafür nicht so anfällig und brauchen daher auch keine Rezessionsangst zu haben", sagt Gassen. Die jetzige Situation könne  durchaus zu einer weltweiten Abkühlung der Konjunktur führen. "Das heißt aber nicht notwendigerweise, dass die Weltwirtschaft schrumpfen, sondern eher, dass sie weniger stark wachsen wird", sagt Gassen. Der weltweit wichtigste Nachfragemarkt USA sei durch die Immobilienkrise zwar in Mitleidenschaft gezogen, aber die USA seien als Absatzmarkt nicht mehr so zentral wie früher. Neben der steigenden Bedeutung des EU-Binnenmarkts, spielten auch rohstoffreiche Wachstumsmärkte wie Russland, China und Indien eine zunehmend wichtige Rolle.

"Kein Grund zur Panik"

Deutschland hat seiner Meinung nach ein stabiles Wirtschaftswachstum. Die Anleger müssten daher auch nicht in Panik verfallen. "Wer jetzt zitternd vor seinem Aktien-Portfolio sitzt und überlegt zu verkaufen, sollte sich lieber in Geduld üben", betont Gassen. Losgelöst von der aktuellen Marktlage müssten solche Kapitalmarktkrisen allerdings Anlass dazu geben, darüber nachzudenken, wie Deutschland sich auf den international integrierten Märkten künftig positionieren sollte und wie Kapitalmärkte sich besser vor derartigen Krisen schützen ließen. "Die auf dem Kapitalmarkt gehandelten Produkte werden immer komplexer. Die aktuelle Krise ist lange unterschätzt worden, da die Kapitalmarktteilnehmer die Risiken dieser Produkte falsch eingeschätzt haben."

Positiv sei, dass die deutschen Banken generell eher zurückhaltend bei der Vergabe von Krediten im Bereich der Immobilienfinanzierung seien. "Die sorgfältige Bonitätsprüfung im Rahmen der Immobilienfinanzierung durch deutsche Banken hat das Entstehen einer deutschen Immobilienblase bislang weitgehend verhindert", sagt Gassen. Dieses Vorgehen könnte durchaus beispielgebend für andere Länder sein. (kj/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false