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Konjunktur: Nirgendwo Aufschwung

Die Rezession hat Deutschland fest im Griff: Sowohl die deutschen Unternehmen als auch die EU-Kommission zeichnen ein düsteres Bild der konjunkturellen Lage für die kommenden Monate.

Berlin - Die Rezession hat Deutschland fest im Griff: Sowohl die deutschen Unternehmen als auch die EU-Kommission zeichnen ein düsteres Bild der konjunkturellen Lage für die kommenden Monate. So erwartet ein Großteil der Betriebe hierzulande, dass die Rezession in Deutschland noch mindestens das gesamte Jahr andauert, wie eine am Montag veröffentlichte Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) ergab. Nur rund 20 Prozent der 1900 befragten Firmen erwarten für 2009 eine Trendwende.

Das IW, das am Montag seine aktuelle Konjunkturprognose vorstellte, geht für dieses Jahr von einem deutlichen Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) aus. Demnach dürfte die Wirtschaftsleistung 2009 um gut 4,5 Prozent sinken. „Wir erreichen die Talsohle, aber keinen nachhaltigen Wendepunkt nach oben“, erklärte IW-Direktor Michael Hüther. 2010 werde das BIP allenfalls um 0,5 Prozent zulegen. Die EU-Kommission rechnet sogar mit einem Minus von 5,4 Prozent in diesem Jahr und einem leichten Plus von 0,3 Prozent im kommenden Jahr.

Damit sind das IW und die EU-Kommission für 2009 zwar etwas optimistischer als die Bundesregierung und die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute, die jüngst ein Minus von sechs Prozent prognostizierten, aber von einer Entspannung kann bei den neuesten Prognosen keinesfalls die Rede sein. Export-Weltmeister Deutschland sei wegen des „Zusammenbruchs des Welthandels“ unter den großen EU-Ländern am stärksten betroffen, erklärte EU-Wirtschaftskommissar Joaquin Almunia am Montag in Brüssel. Der gesamteuropäische Rückgang der Wirtschaftsleistung werde daher mit vier Prozent unterhalb des deutschen liegen.

Auch die vom IW befragten Unternehmen sehen in der Flaute des Auslandsgeschäfts eines der größten Probleme. Nur sieben Prozent rechnen in diesem Jahr mit höheren Ausfuhren als im vergangenen Jahr, 56 Prozent dagegen mit einem Minus. In Westdeutschland gehen zwei Drittel der Firmen von einer rückläufigen Produktion aus, nur ein Zehntel erwartet ein Plus. Im Osten sind 53 Prozent der Betriebe skeptisch und lediglich 14 Prozent zuversichtlich.

Die Mehrheit der Unternehmen geht daher davon aus, in diesem Jahr Stellen streichen zu müssen. Das IW rechnet nun in seiner Prognose damit, dass dadurch in diesem und im kommenden Jahr insgesamt 1,1 Millionen Arbeitsplätze verloren gehen werden. Im Jahresmittel 2010 sei dann mit gut 4,3 Millionen Jobsuchern zu rechnen.

Die EU ist diesbezüglich pessimistischer. Sie rechnet damit, dass bis Ende 2010 rund 1,5 Millionen Jobs in Deutschland verloren gehen werden. Zum Vergleich: Die Bundesregierung geht von 1,3 Millionen zusätzlichen Arbeitslosen aus.

EU-Kommissar Almunia appellierte an die EU-Staaten, über weitere Konjunkturprogramme nachzudenken, um die Folgen der Krise stärker abzufedern. Die deutsche Regierung lehnt bislang aber ein drittes Konjunkturprogramm strikt ab. Zudem sei es zwingend notwendig, dass die Bankbilanzen von faulen Wertpapieren befreit werden, betonte der Kommissar. Diese Maßnahme sei entscheidend, um ein Ende der Krise herbeizuführen.

In den privaten Konsum sollten dagegen nicht zu viele Hoffnungen gesetzt werden, heißt es sowohl bei der EU-Kommission als auch beim IW. Denn die steigende Arbeitslosigkeit sowie die Flaute an den Finanzmärkten setzten den Arbeits- und Vermögenseinkommen der privaten Haushalte zu. Die realen privaten Konsumausgaben würden daher 2009 leicht, 2010 stärker sinken. Ein Trend, der bereits im März bei den Einzelhändlern zu sehen war: Die Umsätze sanken um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

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