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Bundestag - Steinbrück und Glos

© dpa

Konjunktur: Regierung erwartet weniger Wachstum

Wirtschaftsminister Michael Glos reiht sich ein in die Riege der Konjunkturpessimisten. Die Wachstumsprognose für das kommende Jahr wird deutlich gesenkt. Sein Rezept gegen die Rezession: Weniger Klimaschutz.

Die Bundesregierung sieht Deutschland wegen der Finanzkrise und der schwächeren Weltwirtschaft im nächsten Jahr am Rande einer Rezession. Für 2009 wurde die Wachstumsprognose von 1,2 auf 0,2 Prozent reduziert. Es mache aber keinen Sinn, "Horrorszenarien" aufzustellen, sagte Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) am Donnerstag in Berlin. Im laufenden Jahr werde es noch ein Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent geben.

Mit ihrem neuen Ausblick schwenkt die Regierung auf den pessimistischen Kurs führender Ökonomen ein. "Wir sehen erste Bremsspuren in der Konjunktur. Es gibt nichts zu beschönigen oder zu vertuschen", sagte Glos. Die sich abschwächende Weltwirtschaft werde auch Deutschland treffen. Wegen der Bankenkrise sei eine Kreditklemme auf breiter Front für die Unternehmen aber nicht in Sicht. Für 2009 erwartet Glos im Jahresschnitt rund 3,3 Millionen Arbeitslose.

Angesichts des erwarteten Konjunktureinbruchs geht Wirtschaftsminister Glos beim Klimaschutz auf Konfrontationskurs. "Unsere Autoindustrie darf nicht weiter durch überzogene CO2-Werte belastet werden", sagte Glos. Auch forderte er weniger strenge Vorgaben für die Industrie beim europäischen Handel mit Kohlendioxid-Papieren. Für das produzierende Gewerbe müsse es einen generellen Verzicht auf die Versteigerung der CO2-Papiere geben, forderte Glos. Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) und das Kanzleramt hatten ähnliche Vorstöße des Wirtschaftsministers in der Vergangenheit ausgebremst.

DIHK-Prognose ebenfalls pessimistisch

Auch die Wirtschaft hat ihre Konjunkturerwartungen für das kommende Jahr deutlich reduziert. Für 2009 werde nur noch ein Wirtschaftswachstum in Deutschland von 0,5 Prozent erwartet, teilte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) mit. Für die Herbst-Konjunkturumfrage waren rund 25.000 Firmen befragt worden. Bislang war der Verband wie die Bundesregierung von 1,2 Prozent ausgegangen.

Die Wirtschaft bewege sich nah an der Stagnation. 2008 werde das Wachstum aber noch bei 1,9 Prozent liegen. Die Unternehmen blicken pessimistischer in die Zukunft. "Keine Frage, auch die Erwartungen der Unternehmen sind deutlich gedämpft. Sie sind aber weit davon entfernt, Anlass zur Panik zu bieten", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Noch würden die Firmen im Inland aber rege investieren. Die Bürger hielten sich angesichts der hohen Preissteigerungen bei privaten Anschaffungen jedoch zurück.

Aktienmärkte reagieren auf Rezessionssorgen

Der deutsche Aktienmarkt hat am Donnerstag Verluste verbucht. Die steile Talfahrt des Dax zum Handelsauftakt wurde bis zum Mittag allerdings abgebremst. Der Index fiel um 3,11 Prozent auf 4710 Zähler. Der M-Dax mittelgroßer Werte verlor 4,09 Prozent auf 5426 Punkte. Der Tec-Dax verlor 3,52 Prozent auf 533 Zähler. Händlern zufolge sind die Sorgen um die Konjunktur der Grund für die Unsicherheiten an der Börse. (ck/dpa)

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