zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Konjunktur: Verbraucher in den USA halten sich mit Ausgaben zurück

Die US-Bürger sind unsicher, wie sich die Konjunktur in ihrem Land kurzfristig entwickeln wird. Langfristig zeigen sie sich dagegen zuversichtlich.

Die US-Bürger sind unsicher, wie sich die Konjunktur in ihrem Land kurzfristig entwickeln wird. Langfristig zeigen sie sich dagegen zuversichtlich. Das sind die Ergebnisse einer Umfrage des USMeinungsforschungsinstituts Harris Interactive nach den Terroranschlägen in New York und Washington. 4608 US-Bürger wurden befragt. 65 Prozent derjenigen, die eine Einschätzung abgaben, erwarten, dass US-Aktien in den kommenden Tagen entweder leicht oder kräftig an Wert verlieren werden. Nur ein Prozent der Befragten kündigte indes an, selbst Aktien verkaufen zu wollen. Das liege daran, dass die meisten US-Bürger an die Zukunft ihres Landes glaubten, sagte Harris-Chef Humphrey Taylor. Die Umfrage ergab außerdem, dass ein Viertel der Befragten in der nächsten Zeit weniger ausgeben und mehr sparen würden.

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Fotostrecke I: Der Anschlag auf das WTC und das Pentagon Fotostrecke II: Reaktionen auf die Attentate Fotostrecke III: Rettungsarbeiten in New York Chronologie: Die Anschlagserie gegen die USA Reaktionen: Weltweites Entsetzen Osama bin Laden: Amerikas Staatsfeind Nummer 1 gilt als der Hauptverdächtige Blutige Ereignisse wie Terroranschläge oder Kriege werfen ihre Schatten immer auch auf die Konsumlust der Verbraucher. Das könnte auch jetzt so kommen, schätzt Richard Curtin, verantwortlich für die Messung des Konsumverhaltens an der University of Michigan. Vertreter des öffentlichen Lebens fordern die Amerikaner inzwischen auf, ihr Alltagsleben wieder aufzunehmen, Handel und Konsum nicht zum Erliegen kommen zu lassen. Doch die US-Bürger fürchten jetzt um die innere Sicherheit. Curtin ist sich sicher, dass Konsumenten in den nächsten Wochen größere Investitionen hintanstellen und weniger für Konsumgüter ausgeben. Das allerdings wäre ein harter Schlag für die jetzt schon angegriffene USKonjunktur. Sie war in den letzten Monaten geprägt durch hohe Arbeitslosenzahlen und eine hohe Schuldenbelastung der privaten Haushalte.

"Wir stehen am Rande des Abgrundes und die Ereignisse dieser Woche könnten uns den Todesstoß versetzen", umschreibt Curtin sorgenvoll die Lage. Als geeignete Gegenmaßnahmen plädiert er für eine schnelle Senkung der Steuern, die Erhöhung der Staatsausgaben und eine Lockerung der fiskalpolitischen Zügel.

Autoindustrie betroffen

Betroffen von einem möglichen Absatzeinbruch sind mehrere Branchen, unter anderem die Autoindustrie. US-Autohersteller und Händler fürchten auf Grund der aktuellen Ausnahmesituation eine Umsatzdelle, wie sie bereits im Golfkrieg vor gut zehn Jahren aufgetreten war. Auch das produzierende Gewerbe war schon vor dem Angriff angeschlagen. Eine Abkühlung der Konjunktur könnte sich möglicherweise auch im Immobiliensektor zeigen: Einzelne US-Makler haben am Mittwoch beobachtet, wie potenzielle Hauskäufer abgesprungen sind oder ihre Kaufentscheidung zurückstellten. Der Grund ist auch hier die allgemeine Unsicherheit.

Der Einzelhandel, der sich in den USA zu einem großen Teil in den riesigen Einkaufszentren abspielt, verzeichnete zur Wochenmitte keine ungewöhnlichen Rückgänge der Besucherzahlen. Das beobachteten Vertreter des International Council of Shopping Centers. Eine Mall in Maryland hatte wie jeden Mittwoch starken Besucherandrang, bei anderen der so genannten Malls ging es etwas ruhiger zu. Ein Manager äußerte die Prognose, dass die Kunden bald wieder zurück kommen würden, weil sie Ablenkung suchten. Für den Herbst und das Weihnachtsgeschäft könnte sich der Anschlag negativ auf den Einzelhandel auswirken. Hier rechnen Experten jetzt mit einem Rückgang, dem ersten seit 1992.

wsj

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false