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Wirtschaft: Konjunktur wird im Januar nicht anziehen

DÜSSELDORF (Tsp).In Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt veröffentlicht der Tagesspiegel einmal im Monat eine Konjunkturkolumne und wirft einen Blick auf die Wirtschaftslage.

DÜSSELDORF (Tsp).In Zusammenarbeit mit dem Handelsblatt veröffentlicht der Tagesspiegel einmal im Monat eine Konjunkturkolumne und wirft einen Blick auf die Wirtschaftslage.Der Handelsblatt-Frühindikator soll frühzeitig konjunkturelle Wendepunkte anzeigen.Dabei berücksichtigt der Indikator aktuelle Daten wichtiger Branchen der westdeutschen Konjunktur.

Die Konjunktur kommt auch im Januar nicht in Schwung.Dies signalisiert der Handelsblatt-Frühindikator für November, der sich damit zum vierten Mal in Folge verschlechtert hat.Mit nur noch 1,9 Prozent ist er gegenüber dem Vormonat um weitere 0,4 Prozentpunkte gesunken.Inzwischen haben sich alle Werte, die der Indikator berücksichtigt, verschlechtert: Das Anziehen der Inlandsnachfrage im Vearbeitenden Gewerbe läßt weiter auf sich warten, die Auftragseingänge im Bau gehen zurück, und auch beim Einzelhandelsumsatz ist keine Belebung in Sicht.

Hatte es Mitte des Jahres noch so ausgesehen, als ob sich die Binnennachfrage für Industrieprodukte verbessern würde, mußte die Branche im August feststellen, daß die Nachfrage im Vergleich zum Juli nochmals um zwei Prozent gesunken war.Das Ifo-Geschäftsklima spiegelt diese Entwicklung wider.Im Juni zeigten sich die befragten Unternehmen noch recht zufrieden über ihre Situation.Im Verlauf der letzten Monate jedoch verschlechterte sich die Stimmung in der Branche kontinuierlich.Nachdem das Stimmungsbarometer im September einen Tiefpunkt erreicht hatte, wird die aktuelle Geschäftslage mit 7,2 Punkten (Juni: 15,3 Punkte) zwar wieder positiver wahrgenommen, doch für die kommenden sechs Monate erwarten die Unternehmer offenbar nichts Gutes: Das Barometer fiel auf minus sechs Punkte.Die Gründe für dieses Stimmungstief sind vielfältig.Zunächst einmal ist die Auftragslage im westdeutschen Verarbeitenden Gewerbe schlecht, die Produktionsanlagen daher weniger ausgelastet.Aber auch die Krise in Lateinamerika dämpft die Exporterwartungen der Industrie.Besorgt zeigt sich die Branche auch über die andauernden Finanzkrisen in Südostasien und in Rußland.So sind denn auch die Exporterwartungen mit minus 2,7 Punkten im Saldo.Bis zur Jahresmitte wurden sie noch überwiegend optimistisch gesehen.

Im westdeutschen Bauhauptgewerbe gingen im August die Auftragseingänge saisonbereinigt um nahezu zehn Prozent gegenüber dem Vormonat zurück.Die leichte Stabilisierung, die sich in den letzten Monaten abzeichnete, hat damit einen herben Rückschlag erlitten.Ursache dafür ist vor allem, die gesunkene Nachfrage im Nicht-Wohnungsbau und im Tiefbau mit einem Minus von jeweils gut zwölf Prozent.Im Wohnungsbau hingegen konnte das Vormonatsniveau mit minus zwei Prozent gehalten werden.Die weiter sinkenden Zinsen sprechen allerdings dafür, daß sich der Trend in der Baubranche auch bald wieder zum Positiven wenden könnte.

Auch beim Konsum ist keine Belebung in Sicht.Die Umsätze im gesamtdeutschen Einzelhandel haben im August saisonbereinigt nachgegeben, blieben allerdings noch über dem Durchschnittsniveau des zweiten Quartals.

Die Konjunktur im Osten hingegen zeigt sich gespalten.Die ostdeutsche Industrie verzeichnete zuletzt Rekordzuwächse, die Nachfrage im Bau ist auf ihr Niveau vom Frühjahr zurückgefallen, und der Einzelhandel klagt über ein Stimmungstief.So sank das Handelsblatt-Konjunkturbarometer für Ostdeutschland zum erstenmal seit acht Monaten leicht auf 5,2 Prozent im Oktober (September 5,3 Prozent).Das Handelsblatt-Konjunkturbarometer für Ostdeutschland will konjunkturelle Wendepunkte rechtzeitig anzeigen.Dabei werden die Indikatoren - entsprechend der Entwicklung im Osten - für das Ostbarometer etwas anders gewichtet als die für den Westen.

Die Nachfrage in der ostdeutschen Industrie kletterte, begünstigt durch Großaufträge, von Juli auf August um 8,5 Prozent.Damit zeigt sich hier eine ganz andere Entwicklung als im Westen.Den größten Zuwachs verzeichnete dabei das Investitionsgütergewerbe mit einem Plus von 57,3 Prozent.Dabei spielten zwei Großaufträge aus dem Ausland im Maschinenbau und im Fahrzeugbau eine wichtige Rolle.Die Unternehmer im Verarbeitenden Gewerbe beurteilen die aktuelle Geschäftsentwicklung daher auch positiv, die Zukunft jedoch sehen sie kritischer.So bröckelte der Geschäftsklimaindex leicht auf 10,9 Punkte ab (in den Vormonaten hatte er zwischen 13 und 14 Punkten gelegen).Bemerkenswert ist, daß die Kapazitätsauslastung im Osten nochmals leicht auf rund 83 Prozent stieg, während sie im Westen leicht sank.

Die Entwicklung im Baugewerbe sieht weniger günstig aus.Im August fiel die Nachfrage um 5,9 Prozent, nachdem sie sich im Juni und Juli saisonbereinigt deutlich erholt hatte.Damit lagen die Auftragsbestellungen um zwei Prozent niedriger als im Vorjahr.Allerdings zeigen sich große Unterschiede in den einzelnen Bausparten.

Die Hoffnung auf ein Ende der seit langem anhaltenden Konsumflaute hat sich im September nicht bestätigt.Das Ifo-Geschäftsklima des ostdeutschen Einzelhandels signalisierte mit einem Minus von 29,4 Punkten ein neues Stimmungstief.Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die zukünftigen Aussichten beurteilen die ostdeutschen Kaufleute negativ.Auch das Ifo- Geschäftsklima für die gesamtgewerbliche Wirtschaft in den neuen Ländern zeichnet ein düsteres Bild.Der Index fiel auf minus 11,7 Punkte (6,8 Punkte im August).

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