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Wirtschaft: Konjunktureller Frühling im Wahljahr 1998

Unternehmen sagen stärkeres Wirtschaftswachstum voaus, als die Regierung / Ausfuhren der neuen Länder steigen BONN (wei).Der Deutsche Industrie- und Handelstag erwartet im Wahljahr 1998 eine spürbare Beschleunigung des Wirtschaftswachstums aber keine Verbesserung der Lage auf dem Arbeitsmarkt.

Unternehmen sagen stärkeres Wirtschaftswachstum voaus, als die Regierung / Ausfuhren der neuen Länder steigen BONN (wei).Der Deutsche Industrie- und Handelstag erwartet im Wahljahr 1998 eine spürbare Beschleunigung des Wirtschaftswachstums aber keine Verbesserung der Lage auf dem Arbeitsmarkt.Es gebe erste Anzeichen dafür, daß auch die Binnenkonjunktur anspringe, sagte DIHT-Hauptgeschäftsführer Franz Schoser am Aschermittwoch in Bonn.Die Investitionen würden in diesem Jahr neben dem Export zur treibenden Kraft des Aufschwungs.In Ostdeutschland bilde die positive Entwicklung der Industrie den einzigen Hoffnungsschimmer.Im Wahljahr 1998 erwartet der DIHT "real gut drei Prozent" und damit ein stärkeres Wachstum als die Bundesregierung, die von 2,5 bis 3 Prozent ausgeht.Stützpfeiler der Konjunktur bleibe der Export, sagte Schoser, aber der "Aufschwung gewinnt an Tiefe und Breite".Erfaßt werde davon insbesondere das Dienstleistungsgewerbe.Dagegen haben die Wachstumsimpulse die Bauwirtschaft und den Einzelhandel noch nicht erreicht.Bundeskanzler Helmut Kohl sagte am Mittwoch in Erfurt, er erwarte, daß sich das Wachstum auch postiv auf den Arbeitsmarkt auswirke.Das Klima für Investitionen und Beschäftigung würde durch den pünktlichen Start des Euro am 1.Januar 1999 zusätzlich verbessert, sagte er voraus.Auch Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt sah seinen Optimismus durch die DIHT-Umfrage bestätigt: Erstmals seit fünf Jahren sei die Zahl der Betriebe, die ihre Geschäftslage mit gut bewerten größer als jene, mit negativem Urteil, sagte der Minister.Die Prognose des DIHT ist auch günstiger als die am gleichen Tag bekanntgewordenen Werte des Rheinisch-Westfälischen Institutes für Wirtschaftsforschung, RWI.In Essen erwartet man für dieses Jahr eine Zunahme der Wirtschaftsleistung von "knapp 3" und 1999 von 3,5 Prozent.Auch das RWI geht davon aus, daß "der Wechsel von den Exporten zur Inlandsnachfrage vollzogen wird".Das Wachstum sei vorerst noch "zu gering, um eine Wende für die Arbeitslosigkeit herbeizuführen".Sie soll zunächst bei 4,4 Millionen verharren und erst im nächsten Jahr auf 4,1 Millionen zurückgehen.Die Zunahme der Beschäftigung werde auch zu einer Belebung des privaten Verbrauchs führen.Das RWI rechnet außerdem damit, daß der Aufholprozeß im Osten wieder in Gang kommt.Gegenüber der letzten Herbstumfrage der Kammern bei ihren 25 000 ihrer Mitgliedsunternehmen stellt der DIHT heraus, daß die Unternehmen jetzt auch mit einer stärkeren Nachfrage aus dem Inland rechnen.Die hohe Auslastung der Anlagen führe zu mehr Investitionen und einem stärkeren Aufbau der Lagerhaltung.Nur beim privaten Verbrauch sei keine Trendwende erkennbar.Die Anhebung der Mehrwertsteuer am 1.April werde sich zusätzlich negativ auswirken."Insgesamt bleibt die Konjunktur auf dauernde Anstöße aus dem Ausland angewiesen", sagt Schoser.Der Export wird auch in diesem Jahr weiter wachsen.Neben der höheren Wettbewerbsfähigkeit haben die deutschen Firmen neue Produkte im Angebot.Außerdem zahlt sich die Gründung neuer Niederlassungen aus.Beim DIHT geht man aber davon aus, daß sich die Ausfuhrdynamik im Jahresverlauf abschwächt.In den Kammern wachse die Besorgnis über die Folgen der Asienkrise.Konjunktureller Frühling im Wahljahr 1998Unternehmen sagen stärkeres Wirtschaftswachstum voaus, als die Regierung / Ausfuhren der neuen Länder steigenNeben dem Export werden die Investitionen nach Ansicht des DIHT in diesem Jahr zur "zweiten Wachstumsquelle".Nicht nur die exportorientierten Industriebetriebe haben ihre Investitionsbudgets aufgestockt sondern auch Zulieferer, industrienahe Dienstleistungsfirmen, Großhandel und Verkehrsgewerbe.Seit dem Herbst hat sich die Zahl der Unternehmen, die 1998 mehr investieren wollen als im Vorjahr, von 21 auf 25 Prozent erhöht.Angesichts der niedrigen Zinsen könnten die Investitionen ein höheres Tempo vorlegen, wenn das Klima nicht "durch wirtschaftspolitische Unsicherheiten, insbesondere im Steuer- und Sozialbereich belastet wäre".Auf dem Arbeitsmarkt erwartet der DIHT in diesem Jahr keine Besserung.Nur 13 Prozent der Unternehmen planen Neueinstellungen, doppelt soviele, 26 Prozent, wollen Personal abbauen.Auch hier trägt die Politik nicht zur Entspannung der Lage bei.Insbesondere die Diskussion um die geringfügigen Beschäftigungsverhältnisse beunruhige die Unternehmen.Einige Branchen wie die Automobil-, Metall- und Elektroindustrie oder die Telekom-Firmen und andere Diestleister haben ihre Personalpläne inzwischen nach oben korrigiert.Aber die geringfügigen Verbesserungen bleiben auf Westdeutschland beschränkt.In Ostdeutschland ist die Industrie inzwischen zum Hoffnungsträger avanciert.Sie ist nach der DIHT-Umfrage der "einzige Wirtschaftszweig mit einer im Saldo positiven Erwartung".Sie könnte auf mittlere Sicht sogar die frühere Rolle der Bauwirtschaft als Stütze des Aufbau Ost übernehmen.Die Produktivität ist in vielen Fällen deutlich erhöht worden.Als Zulieferer profitieren inzwischen ostdeutsche Industriefirmen vom Exportboom.Auf die positive Entwicklung der Industrie weist auch der Chef des Institutes für Wirtschaftsforschung in Halle, Rüdiger Pohl, hin.Dagegen sei bei den Diestleistungen eine gewisse Sättigung eingetreten.Für eine weitere Anpassung der Löhne in Ostdeutschland sieht Pohl derzeit wenig Spielraum.Die direkten Ausfuhren aus Ostdeutschland sind im vergangenen Jahr deutlich gestiegen.Nach einer Übersicht des Bundeswirtschaftsministeriums stieg die Exportquote der neuen Bundesländer in den ersten drei Quartalen auf 15,6 Prozent gegenüber 12 Prozent im Vorjahr.Von der westdeutschen Produktion wird ein Drittel im Ausland abgesetzt.Erstmals seit der Wiedervereinigung schloß die ostdeutsche Zahlungsbilanz mit einem Plus ab.Diese Entwicklung sei auch auf die Fördermaßnahmen des Bundes zurückzuführen, sagte Wirtschaftsminister Günter Rexrodt.

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