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Konkurrenzmodell: China baut eigenen Transrapid

Bisher hatte das Transrapid-Konsortium die chinesischen Bemühungen zum Bau einer eigenen Magnetschnellbahn als nicht ernst zu nehmend abgetan. Doch ein chinesisches Unternehmen plant im Juli bereits erste Testfahrten.

Peking (dpa) - China hat eine eigene Magnetschwebebahn entwickelt, die dem deutschen Transrapid Konkurrenz machen könnte. Im Juli soll die Magnetbahn, die letztendlich 500 Stundenkilometer erreichen soll, auf einer 1,7 Kilometer langen Versuchsstrecke der renommierten Tongji Universität in Schanghai getestet werden. Die Entwicklung im Rahmen des staatlich geförderten Hochtechnologieprogramms ist nach Angaben der Chengdu Aircraft Industrial Group (CAC) vom Mittwoch schon im fortgeschrittenen Stadium. Es sei aber «keine deutsche Technologie» und auch keine deutschen Blaupausen verwandt worden, betonte Chefingenieur Zheng Qihui. «Alles ist chinesisch.»

Das deutsche Transrapid-Konsortium wollte auch nicht von Technologieklau sprechen. «Uns ist nicht bekannt, dass geschütztes deutsches Material zum Einsatz gekommen ist», sagte ein Sprecher in Berlin. Das Prinzip der Schwebebahn sei ohnehin nicht geschützt, sondern nur Komponenten. Das Konsortium aus Siemens und ThyssenKrupp sieht seine Chancen für den Bau einer neuen Strecke in China weiterhin gewahrt. Das Konkurrenzmodell sei nicht vergleichbar und ein Prototyp, der erst 100 Stundenkilometer schnell fahre.

Wichtig sei allerdings, dass endlich in Deutschland eine Transrapid-Strecke gebaut werde, sagte der Sprecher. «Ohne eine Anwendung im eigenen Land ist die Gefahr groß, dass wir unsere Spitzenposition verlieren.» Derzeit wird eine Transrapid-Strecke zum Flughafen in München geplant. Die weltweit einzige kommerzielle Strecke in Schanghai geht über 31 Kilometer zum Flughafen. das Konsortium hofft auf eine Verlängerung in die 160 Kilometer entfernt gelegene Stadt Hangzhou und zum Gelände der Weltausstellung 2010. Das Thema könnte beim ersten Besuch von Außenminister Frank-Walter Steinmeier nächste Woche in Peking auch eine Rolle spielen.

Die neu entwickelte chinesische Magnetbahn unter dem Projektnamen «CM1 Dolphin» (Delfin) benutzt nach Angaben ihres Chefingenieurs Technologie aus der Luftfahrtindustrie. Der Zug sei viel leichter als der deutsche Transrapid, betonte Zheng Qihui. «Das Design ist viel fortschrittlicher.» Besorgnisse, dass urheberrechtlich geschützte deutsche Technologie missbräuchlich benutzt worden sein könnte, wies der Chefingenieur entschieden zurück: «Das weiß ich ganz genau. Das ist unmöglich. Die Bahn, die wir gebaut haben, ist ganz anders als die deutsche. Ich bin ja dafür verantwortlich. Im Grunde wissen wir nicht viel darüber, welche Technologie die deutsche Bahn hat.»

Der bekannte Flugzeugbauer CAC im südwestchinesischen Chengdu gehört zur China Aviation Industry Corporation (AVIC I), mit der Airbus in der Produktion von Flugzteugteilen kooperiert und eine Produktion des A320 aufbauen will. Nach chinesischen Presseberichten sind über fünf Jahre rund fünf Milliarden Yuan (umgerechnet 500 Millionen Euro) in die Entwicklung der chinesischen Magnetbahn gesteckt worden. Eine Zugeinheit soll 90 Passagiere fassen. «China hat diese Technologie seit langer Zeit entwickelt, nicht erst in jüngster Zeit», sagte Zheng Qihui. «Wir haben viele vorbereitende Studien und Forschung betrieben.»

Der Elektrokonzern Siemens hatte die chinesischen Bemühungen zum Bau einer eigenen Magnetschnellbahn bisher wegen der technischen Schwierigkeiten als nicht ernst zu nehmend abgetan. (tso/dpa)

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