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Wirtschaft: Konsolidierung beginnt auch in der Biotech-Industrie

Die Biotechnologie-Branche steht vor der größten Fusion ihrer Geschichte: Der amerikanische Biotech-Konzern Amgen will für 18 Milliarden Dollar (rund 39 Milliarden Mark) den US-Konkurrenten Immunex - die Nummer sechs der Branche - übernehmen. Das berichtet die "New York Times" am Freitag in ihrer Online-Ausgabe.

Die Biotechnologie-Branche steht vor der größten Fusion ihrer Geschichte: Der amerikanische Biotech-Konzern Amgen will für 18 Milliarden Dollar (rund 39 Milliarden Mark) den US-Konkurrenten Immunex - die Nummer sechs der Branche - übernehmen. Das berichtet die "New York Times" am Freitag in ihrer Online-Ausgabe. Die Unternehmen lehnten einen Kommentar dazu ab.

Die Biotech-Fusion, die wahrscheinlich am Montag bekanntgegeben werden soll, wäre bereits die vierte der Branche innerhalb der letzten Wochen. Erst in der vergangenen Woche hat die US-Firma Millennium Pharmaceuticals die Übernahme von Cor Therapeutics für zwei Milliarden Dollar bekanntgegeben. Der US-Biotech-Konzern Med-Immune kauft denamerikanischen Impfstoffhersteller Aviron für 1,5 Milliarden Dollar, und das US-Biopharma-Unternehmen Cephalon übernimmt die französische Pharmafirma Lafon für 450 Millionen Dollar.

Branchenexperten sehen in den vielen Zusammenschlüssen einen Hinweis auf die zunehmende Konsolidierung in der Branche (siehe Lexikon). Die Biotech-Firmen, die lange Zeit nur Dienstleister der großen Pharmakonzerne waren, werden immer größer und immer reifer. Viele haben inzwischen umsatzstarke Produkte und konkurrieren mit der Pharma-Industrie auch um Mitarbeiter.

Analysten begrüßten die Fusion. "Amgen und Immunex könnten gemeinsam zu einem großen Krebsplayer werden", sagte Peter Düllmann, Biotech- und Pharmaanalyst von Sal. Oppenheim. Beide könnten von Einsparungen in der Grundlagenforschung und im Vertrieb profitieren und vorhandene Kapazitäten besser nutzen. Der Zusammenschluss schaffe eine kritische Größe. Wie er geht auch DZ-Bank-Analyst Peter Spengler davon aus, dass der Zusammenschluss der Anfang einer großen Konsolidierungswelle im nächsten Jahr sein könnte. "Davon würde die Biotech-Industrie profitieren", sagt Spengler. Große Fusionen und den Trend zur Konzentration hat es bislang vor allem in der Pharma-Branche gegeben, die wesentlich älter ist als die Biotech-Industrie.

Auch in der deutschen Biotech-Branche, die sehr viel später gestartet ist als die amerikanische, erwarten Branchenexperten eine Konsolidierungswelle. Während bisher nur die Zahl der Neugründungen im Vordergrund stand, müssen die Firmen in Zukunft beweisen, dass sie auch in der Lage sind, Produkte zu liefern, mit denen sie Geld verdienen können. Bislang hat kein einziges der rund 330 deutschen Biotech-Firmen ein Medikament auf dem Markt, und nur eine Firma - die Münchener Medigene - hat Medikamenten-Kandidaten in fortgeschrittenen klinischen Studien. Andere deutsche börsennotierte Unternehmen wie GPC oder Morphosys, die ebenfalls beide in München sitzen und ebenfalls Produkte entwickeln wollen, haben die klinische Phase noch nicht einmal erreicht. Von der US-Konkurrenz sind alle deutschen Biotech-Firmen noch acht bis zehn Jahre entfernt.

Die amerikanische Amgen ist nach Umsatz und Ergebnis das zurzeit erfolgreichste Biotech-Unternehmen der Welt. Amgen beschäftigt rund 7500 Mitarbeiter, davon 800 in Europa. Allerdings ist das Unternehmen mit Sitz in Thousand Oaks/Kalifornien stark von zwei Produkten abhängig - Epogen zur Behandlung von Blutarmut und das Krebsmedikament Neupogen -, deren Patente mittelfristig auslaufen und deren Umsatz sich bereits abschwächt. Ähnlich erfolgreiche Nachfolger aus der eigenen Pipeline sind nicht in Sicht. Durch die Fusion mit Immunex, die ihren Sitz in Seattle hat, könnte Amgen das Produkt-Portfolio um das Immunex-Medikament Enbrel erweitern, das zur Behandlung der rheumatischen Arthritis eingesetzt wird. Enbrel wird Blockbuster-Potential zugeschrieben - der Umsatz könnte die eine-Milliarde-Grenze überschreiten, glauben Branchenexperten.

Amgen will pro Immunex-Aktie 31 oder 32 Dollar zahlen, schreibt die "New York Times", davon 15 Prozent in bar und den Rest in Aktien. Damit läge der Preis um 31 Prozent über dem Schlusskurs vom Mittwoch. Von der Übernahme würde auch der US-Pharmakonzern American Home Products profitieren, der 41 Prozent der Anteile an Immunex hält.

Amgen hat in den ersten neun Monaten des Jahres 2,89 Milliarden Dollar umgesetzt und einen Gewinn von 965,7 Millionen Dollar gemacht. Immunex brachte es in den ersten neun Monaten auf rund 709 Millionen Dollar Umsatz und einen Gewinn von 128,3 Millionen Dollar.

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