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Wirtschaft: Konsumflaute drückt Karstadt-Quelle in die roten Zahlen

Handelskonzern befürchtet zweistelligen Millionenverlust / Ex-Bertelsmannchef Thomas Middelhoff wird neuer Aufsichtsratsvorsitzender

Düsseldorf (cs/HB). Der Handelskonzern KarstadtQuelle findet kein Rezept gegen die Konsumflaute in Deutschland. Konzernchef Wolfgang Urban sagte am Dienstag auf der Hauptversammlung in Düsseldorf, falls es nicht zu einer Trendwende im Einzelhandel komme, werde Karstadt-Quelle das Jahr mit einem „mittleren zweistelligen Millionenverlust“ beenden. Grund für die pessimistische Prognose ist ein schwacher Start in dieses Jahr. Urban will mit einem Programm zur Kostensenkung und einer Umstrukturierung des Konzerns gegensteuern.

Im ersten Quartal sank der Umsatz um 4,4 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Nach einem äußerst schwachen Jahresbeginn im Januar und Februar habe man im März allerdings wieder ein Umsatzplus von 4,4 Prozent erzielen können, sagte Urban. Schlechter noch als die Kaufhäuser mit einem Umsatzminus von 3,9 Prozent schnitt der Versandhandel ab. Die Flaggschiffe Quelle und Neckermann sowie die 23 Spezialversender des Konzerns verloren 5,1 Prozent ihres Umsatzes. Damit setzt Europas größter Warenhaus- und Versandhandelskonzern seine Talfahrt fort. Im ersten Quartal 2004 kletterte der Verlust vor Steuern um 15 Prozent auf 171 Millionen Euro. Die Börse reagierte verstimmt: Der Kurs der Karstadt-Aktie sank bis Handelsschluss um 4,7 Prozent auf 17,12 Euro.

Angesichts der schwierigen Situation kündigte Urban Einschnitte an. Bis 2007 will der Konzern mit einem Umstrukturierungsprogramm unter dem Arbeitstitel „Challenge“ das Ergebnis um 300 Millionen Euro verbessern. Die Hälfte der Warenhausfläche werde in den nächsten Jahren umgestaltet werden, um sie profitabler zu machen, sagte Urban. So will Karstadt-Quelle verstärkt auf Shop-in-Shop-Konzepte setzten, bei denen die Modeanbieter selbst einen Großteil des Risikos tragen. „Wir müssen unsere Geschäftsmodelle massiv verändern“, sagte Urban vor den Aktionären. Der Konzernchef zieht auch den Verkauf von Unternehmensteilen in Betracht. Welche Sparten konkret auf dem Prüfstand stünden, wollte Urban am Dienstag allerdings nicht sagen. „Alles, was uns strategisch nicht weiterbringt, muss in Frage gestellt werden“, sagte er.

Auf der Suche nach neuen Ertragsquellen wagt sich der Konzern nun zaghaft auch ins Ausland. Die Fachgeschäfte von Karstadt-Sport, Runners Point und Golf House seien für die Internationalisierung „bestens geeignet“, sagte Urban. Der auf Laufschuhe spezialisierte Filialist Runners Point habe den Markteintritt in den Niederlanden und Österreich bereits vollzogen. Weitere Filialen seien geplant. Die Warenhäuser, die fast 90 Prozent zum stationären Einzelhandelsumsatz beisteuern, eignen sich nach Urbans Meinung nicht für die Auslandsexpansion. Dennoch seien hier Partnerschaften denkbar – etwa bei Eigenmarken oder Importen.

Neuer Chef des Aufsichtsrates wurde der frühere Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff. Middelhoff ist inzwischen Repräsentant der Londoner Investmentfirma Investcorp. Beobachter werteten die Nominierung Middelhoffs als Hinweis auf eine Änderung der Eigentümerstruktur. In Medienberichten war spekuliert worden, dass Investcorp den Anteil der Allianz an Karstadt-Quelle in Höhe von zuletzt noch 10,5 Prozent übernehmen könnte. Ebenfalls in den Aufsichtsrat sollte am Dienstag der ehemalige Rewe-Chef Hans Reischl gewählt werden.

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