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Löscher

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Konzernumbau: Medizin statt Autos

Die VDO-Sparte wird verkauft. Dafür erwirbt der Münchner Konzern einen Labordiagnostiker in den USA.

Der neue Siemens-Chef Peter Löscher hat den Konzernumbau einen entscheidenden Schritt vorangebracht. Der Münchner Konzern mit Berliner Wurzeln verkauft seine Automobilzuliefersparte VDO für 11,4 Milliarden Euro an den Wettbewerber Continental in Hannover. Zugleich stärkt der Technologiekonzern seine Medizintechniksparte mit der geplanten Übernahme eines US-Spezialisten für klinische Labordiagnostik. Den Aktionären von Dade Behring sei ein Angebot im Volumen von sieben Milliarden Dollar (rund fünf Milliarden Euro) unterbreitet worden, teilte der Konzern mit. „Alles in allem muss Siemens schneller, stärker fokussiert und weniger komplex werden“, sagte Vorstandschef Löscher am Mittwoch in München.

Der Siemens-Aufsichtsrat hatte den weit reichenden Portfolioveränderungen zuvor zugestimmt. Ursprünglich hatte das Unternehmen VDO an die Börse bringen und die Mehrheit der Anteile behalten wollen. Allerdings zahlt Conti nun deutlich mehr, als bei nach Einschätzung von Analysten bei einem Börsengang hätte erzielt werden können. „Das ist ein außerordentlich gutes Ergebnis“, sagte Löscher. Da aber spekuliert worden war, dass Conti bis zu zwölf Milliarden Euro zahlen könnte, sank der Siemens-Aktienkurs bis kurz vor Handelsschluss um fast sieben Prozent auf 98,8 Euro.

Löscher, der seinen Posten erst zum 1. Juli angetreten hat, setzt mit dem Umbau des Konzerns die Zielrichtung seines Vorgängers Klaus Kleinfeld fort, den Münchner Technologiekonzern auf die drei Bereiche Energie und Umwelttechnik, Medizin sowie Industrie und Automatisierungstechnik zu konzentrieren. Die Übernahme des Medizintechnikherstellers Dade Behring sichere Siemens zusammen mit dem Kauf der Diagnostiksparte von Bayer und der US-Firma Diagnostic Products im vergangenen Jahr eine führende Position im Gesundheitsmarkt, sagte Löscher. Dade Behring, im US-Bundesstaat Illinois angesiedelt, setzte im vergangenen Jahr 1,74 Milliarden Dollar um, verfügt nach eigenen Angaben über Niederlassungen in 34 Ländern und beschäftigt 6300 Mitarbeiter.

Dafür gehören die 53 000 Mitarbeiter von VDO, darunter 20 000 in Deutschland, künftig nicht mehr zum Konzern. VDO ist weltweit einer der zwölf größten Automobilzulieferer für Elektronik und Mechatronik. Die wichtigsten Standorte sind Regensburg, Würzburg und Babenhausen in Hessen. Im Poker um die Übernahme von VDO hat sich Continental gegen den Wettbewerber TRW, hinter dem der US-Finanzinvestor Blackstone steht, durchgesetzt. „Conti hat den besten Preis bezahlt“, sagte Löscher. Außerdem biete diese Lösung „die beste Perspektive für die Mitarbeiter, Kunden und unsere Investoren“.

Man werde künftig einen Jahresumsatz von rund 25 Milliarden Euro erzielen und weltweit fast 140 000 Mitarbeiter beschäftigen, teilte Continental in Hannover mit. Die Erlöse liegen damit nur leicht unter denen von Bosch. „Damit rückt Continental weltweit unter die Top-Fünf der Automobil-Zulieferindustrie vor“, hob das Unternehmen hervor.

Conti-Chef Manfred Wennemer nannte VDO „eine hervorragende Ergänzung“, schloss aber einen Stellenabbau bei VDO nicht aus. Continental führe die von Siemens eingeleitete Restrukturierung weiter, habe aber noch keinen detaillierten Einblick in die einzelnen Standorte, sagte Wennemer in Hannover. Es gebe einen Eckpunkte-Vertrag mit den Gewerkschaften.

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