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Konzernumbau: Telekom streicht 859 Stellen in Berlin

Die Deutsche Telekom setzt ihren Konzernumbau fort und plant weitere massive Einschnitte beim Personal. Für Berlin bedeutet das den Verlust von 859 Arbeitsplätzen, in Potsdam fallen 127 weg. Die Jobs werden nach Frankfurt an der Oder und Magdeburg verlagert.

Der Konzern will seine Call-Center, die bisher auf 63 Standorte verteilt waren, auf 24 Städte konzentrieren. Dabei werden unter anderem die Call-Center in Berlin und Potsdam geschlossen. Betroffen von dem Umbau sind bundesweit 8000 von 18 000 Mitarbeitern.

Außerdem will die Telekom ihre noch bei der Festnetztochter T-Home verbliebenen Technikzentren in die Tochtergesellschaft Netzproduktion überführen. Das betrifft bundesweit rund 6000 Mitarbeiter, für die künftig schlechtere Arbeitsbedingungen gelten. Schließlich kündigte die Telekom eine Neuordnung der Zentrale für den technischen Service an, der 170 Mitarbeiter betrifft. Die Telekom begründete den Umbau mit Kosteneinsparungen und einer Verbesserung des Services. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kündigte heftigen Widerstand an.

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Telekom unter massivem Protest von Mitarbeitern und Gewerkschaft rund 50 000 Mitarbeiter in drei Servicegesellschaften ausgelagert, wo sie länger arbeiten müssen und weniger verdienen. Am Donnerstag zeigte sich Verdi-Vorstand Lothar Schröder „erschüttert über die Unverfrorenheit, mit der die Telekom den Kahlschlag bei den Call-Centern betreibt“. Schröder, der auch stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender bei der Telekom ist, kündigte an, „alle Möglichkeiten“ zu nutzen, „um das Konzept der Telekom zu Fall zu bringen“.

Die Telekom will ihre Call-Center künftig wirtschaftlicher betreiben. Sie beruft sich dabei auf Studien, wonach Standorte mit weniger als 225 Mitarbeitern deutlich unproduktiver arbeiten als größere Einheiten. Heute arbeiten im Schnitt 190 Mitarbeiter in einem Telekom-Call-Center, nach dem Umbau sollen es 700 sein. Vom Umbau verspricht sich die Telekom Einsparungen von etwa 57 Millionen Euro im Jahr. Zunächst investiert sie jedoch in den kommenden zwei Jahren 70 Millionen Euro, um die neuen Standorte auszubauen und zu modernisieren.

Kein Mitarbeiter soll im Zuge des Umbaus seinen Arbeitsplatz verlieren, sagt die Telekom. Alle sollen eine Stelle an einem anderen Standort angeboten bekommen – die Berliner in Frankfurt an der Oder, die Potsdamer in Magdeburg. Frankfurt wird damit zum zweitgrößten Standort mit mehr als 1000 Mitarbeitern. Zusätzliche Fahrtkosten will die Telekom erstatten und Umzugshilfen leisten.

Dennoch: „So eine unsoziale Maßnahme gab es bei der Telekom noch nie“, sagt der Berliner Betriebsratsvorsitzende Hans-Joachim Bartlick. Für viele Frauen und Teilzeitbeschäftigte sei der weite Weg zur Arbeit unzumutbar. „Für sie bedeutet das eine Kündigung.“

Kritik kam auch aus der Berliner Senatsverwaltung: „Das ist eine sehr schlechte Entscheidung für Berlin, die von der Konzernspitze getroffen wurde.“ Wirtschaftssenator Harald Wolf (Die Linke) sei lediglich darüber informiert worden und werde dazu im September Gespräche mit der Telekom führen.

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