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Wirtschaft: Kooperationsofferte der Deutschen Bank - die Commerzbank plant eine Investmentbank

Der Chef der Deutschen Bank, Rolf-E. Breuer, hat eine Allianz seines Hauses mit den beiden größten inländischen Konkurrenten Bayerische Hypo-Vereinsbank (BHV) und Dresdner Bank nicht ausgeschlossen.

Der Chef der Deutschen Bank, Rolf-E. Breuer, hat eine Allianz seines Hauses mit den beiden größten inländischen Konkurrenten Bayerische Hypo-Vereinsbank (BHV) und Dresdner Bank nicht ausgeschlossen. Ein solches Bündnis könne es in "gewissen Bereichen" geben, sagte Breuer am Freitag am Rande eines Kolloquiums im italienischen Cernobio am Comer See und betonte dazu: "Jeder redet mit jedem."

In den vergangenen Wochen hatten Deutsche Bank und Dresdner Bank bereits über eine Zusammenlegung ihres kostenaufwendigen Massenkundengeschäftes verhandelt, Die Deutsche Bank hatte ihre entsprechende Sparte mit 6,8 Millionen Kunden am Mittwoch in "Deutsche Bank 24" umgetauft und dazu angegeben, sie peile insgesamt rund 16 Millionen Kunden an. Im Rahmen der Vorstellung der neuen Deutsche Bank 24 AG hatte Deutsche Bank Vorstand Tessen von Heydebreck am vergangenen Dienstag bestätigt, dass sich Deutsche Bank und Dresdner Bank über mögliche Formen der Kooperation im Filialgeschäft unterhalten hätten. Es gebe aber keinerlei Entscheidungen oder Teilentscheidungen, hatte er versichert. Die Dresdner Bank habe sich der Ernsthaftigkeit der Kooperationsofferte der Deutschen Bank vergewissern wollen.

Unterdessen hat die Commerzbank bekräftigt, dass sie mit ihren Partnerinstituten in Europa eine gemeinsame Investmentbank errichten möchte. Damit reagiert die viertgrößte deutsche Geschäftsbank auf die Fusions- und Konzentrationswelle im internationalen Kreditgewerbe. Ob am Ende dieses Prozesses eine gemeinsame europäische Superbank entsteht, ist noch offen. In einem Interview mit der "Welt" deutete dies der Commerzbank-Chef Martin Kohlhaussen zumindest an: "Es kann dabei sehr wohl eine pan-europäische Bank entstehen, die diese Verwandten unter ein Dach bringt." Plumpe Fusionen hätten aber keinen Sinn.

Seit einiger Zeit verhandelt die Commerzbank bereits mit ihren Kooperationspartnern Credit Lyonnais in Frankreich, BCH-Santander in Spanien und BCI-Intesa in Italien. Ziel ist die Bündelung des Investmentgeschäftes aller vier Bankkonzerne in einem Haus. Dabei handelt es sich um das Geschäft mit Aktien und fest verzinslichen Wertpapieren, die Betreuung größerer Vermögen und die Begleitung von Unternehmen an die Börse.

Über den Zeitpunkt und die Größe der geplanten Teilfusion wollte die Commerzbank-Zentrale in Frankfurt am Freitag keine Angaben machen. "Das ist alles noch zu früh", hieß es. Kohlhaussen hatte dazu in der "Welt" lediglich gesagt: "Vermutlich kommen wir da im Jahr 2000 weiter."

Auch über die Beteiligungsverhältnisse an einer ersten europäischen Investmentbank besteht offensichtlich noch Unklarheit. In Frankfurt wird dazu der Leitgedanke zitiert: "Wir wollen nicht dominieren und nicht dominiert werden." Damit deutet sich eine Beteiligung von jeweils 25 Prozent an.

Kohlhaussen gilt als Gegner von Großfusionen und Mammutübernahmen. Gerne zitiert er deshalb die Schwierigkeiten und Probleme anderer Institute bei der Integration und der Verschmelzung unterschiedlicher Unternehmenskulturen. "Fusionsmanie und Fusionitis" halte er für krankhaft, sagte er jüngst auf der Bilanzpressekonferenz.

Für sein bevorzugtes "Konzept der Wahlverwandtschaften" besteht bereits ein komplexes Gebilde von Überkreuz-Beteiligungen der Euro-Partner. Die Commerzbank hält an der italienischen BCI-Intesa fünf Prozent, an der französischen Credit Lyonnais vier Prozent und an der spanischen BCH-Santander 1,8 Prozent. Im Gegenzug sind diese Institute wiederum mit kleinen Anteilen an der Commerzbank beteiligt. Die Commerzbank kam Ende 1998 mit mehr als 32 000 Beschäftigten und rund 1050 Niederlassungen auf eine Konzern-Bilanzsumme von 638 Mrd. DM. Der Gewinn nach Steuern konnte um fast 40 Prozent auf 1,7 Mrd. DM gesteigert werden.

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