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Wirtschaft: „Korruption wird es immer geben“

Abtprimas Notker Wolf, Chef des Benediktiner-Ordens, über Manager, ihre Gehälter, Triebe und Diebe

Abtprimas Wolf, fördert der immer schärfer werdende Wettbewerb unmoralisches Verhalten bei Managern und Unternehmern?

Korruption und Schmiergelder wird es immer geben. Äußerer Druck steigert natürlich die Versuchung. Allerdings haben Betrug und Korruption, wie vor einiger Zeit bei den Skandalen an der Wall Street geschehen, nichts mit der Verschärfung des Wettbewerbs zu tun. Gelegenheit macht Diebe. Jeder Mensch ist versuchbar und kann in der Versuchung fallen.

Der Wettbewerb braucht Regeln und Sanktionen. Wer ist dafür zuständig?

Neben den staatlichen Gesetzen bedarf es betriebsinterner Regelungen und regelmäßiger Kontrollen. Transparenz- und Finanzgebaren müssen das Ziel auf allen Ebenen sein. Demokratische Kontrollen und wache Medien sind wertvolle Hilfen. Letztlich bedarf es aber der Gewissensbildung der Einzelnen.

Wo würde mehr Wettbewerb unter ethischen Gesichtspunkten Moral begünstigen?

Da, wo das Verantwortungsbewusstsein für die Umwelt, das Leben und die nachfolgenden Generationen geschärft wird.

Sie haben Verhaltensbiologie studiert. Sehen Sie Verbindungen zur Wirtschaft?

Die Triebwelt wie Besitz-, Territorial- und Rangstreben ist dem Menschen wie dem Tier vorgegeben. Das Verhalten des Tieres ist programmiert. Der Mensch ist grundsätzlich frei und kann selber Richtung und Maß bestimmen. Dieses Verhalten wirkt sich im Miteinander der Mitarbeiter in Unternehmen aus und beeinflusst die Art des Führungsverhaltens.

Sie schlagen vor, in der Wirtschaft kleinere, überschaubarere Einheiten zu schaffen. Lässt sich die Globalisierung zurücknehmen?

Die Globalisierung lässt sich nicht zurückdrehen und hat uns viele Vorteile gebracht. Sie ist ein Faktum, vorangetrieben unter anderem durch die neuen Kommunikationsmöglichkeiten. Zentralisierung und Fusionen bis hin zu Megafusionen sind eine erste Antwort, um die Effizienz zu steigern und Synergieeffekte zu ermöglichen. Der individuelle Mensch und das kulturell unterschiedliche Verhalten setzen dieser Tendenz Grenzen. Der Mensch ist kein Maschinenteil. Wo er in seiner Eigenart nicht berücksichtigt wird, wird auf längere Sicht der wirtschaftliche Erfolg in Frage gestellt. Ausfallquoten steigen, besonders die sozialen Probleme innerhalb der Gesellschaften werden steigen.

Als Abtprimas des Benediktinerordens leiten Sie einen Konzern mit 100 000 Mitarbeitern. Was machen Sie besser?

Auch wir haben unsere Probleme, es gelingt uns durchaus nicht alles.

Müssen die weltlichen Unternehmer bescheidener werden?

Es geht um das rechte Maß und die Solidarität. Nicht nur die subjektiven Bedürfnisse sind verschieden, sondern auch die objektiven, je nach Verantwortungsbereich. Es ist in einer Zeit, da viele Menschen ärmer werden, nicht notwendig, dass andere noch mehr einfordern, obwohl sie längst materiell sorgenfrei leben können. Nicht nur die Steigerung des Einkommens sollte die Motivation eines Managers ausmachen, sondern vor allem die Freude an der Gestaltung und Weiterentwicklung. Selbstbescheidung wäre allerdings nicht nur bei Managern angesagt, sondern auch bei den Stars im Sport und in der Unterhaltungsbranche.

Gibt es denn genug Vorbilder in der Wirtschaft?

Allgemein kann ich diese Frage nicht beantworten. Persönlich habe ich in privaten Gesprächen viele verantwortungsbewusste Manager kennen gelernt.

Das Interview führte Henrik Mortsiefer.

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