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Korruptions-Skandal: MAN-Affäre erreicht den Vorstand

Die Affäre um mögliche Schmiergeldzahlungen des MAN-Konzerns hat zu ersten Konsequenzen in der Unternehmensspitze geführt. Der erste Top-Manager legt sein Amt nieder.

München - Am Sonntag teilte das Unternehmen mit, dass Peter Erichreineke seinen Posten vorerst ruhen lässt. Erichreineke ist Vorstand für Vertrieb und Marketing der Lkw-Sparte von MAN und war Anfang Mai von der Staatsanwaltschaft München nach einer Großrazzia vernommen worden.

Der Manager ist seit Jahren der Spitzenmann für den Vertrieb von Lkws und Bussen bei MAN. Bevor er 2006 in den Vorstand der Nutzfahrzeugsparte berufen wurde, leitete er das Deutschland-Geschäft. Zu dieser Zeit, die auch im Mittelpunkt der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft steht, führte der heutige Konzernchef Håkan Samuelsson die Nutzfahrzeuggeschäfte. Der MAN-Chef hat sich bislang nicht öffentlich zu der Affäre geäußert, wird laut Staatsanwaltschaft aber auch nicht als Beschuldigter geführt.

„Wir respektieren den Schritt von Herrn Erichreineke“, erklärte ein Konzernsprecher auf Nachfrage. Erichreineke ist der erste MAN-Manager, der wegen der möglichen Schmiergeldzahlungen in der Nutzfahrzeugsparte Konsequenzen zieht. Die Staatsanwaltschaft München hatte am 5. Mai in einer Großrazzia 59 Objekte in Deutschland durchsucht, darunter die Konzernzentrale in München-Schwabing, die Zentrale der Nutzfahrzeugsparte in München-Allach, sowie zahlreiche Niederlassungen und Privatwohnungen im ganzen Bundesgebiet. Mittlerweile werden 100 Personen als Beschuldigte geführt, darunter sowohl MAN-Mitarbeiter als auch Empfänger von möglichen Schmiergeldzahlungen. Die Staatsanwaltschaft geht von fragwürdigen Zahlungen in Höhe von einer Millionen Euro im Inland und von einem zweistelligen Millionenbetrag im Ausland aus. Mitarbeiter in den Niederlassungen hätten gezielt Kunden bestochen, um Angebote der Konkurrenz auszustechen, heißt es. „Die Zahlungen erfolgten teilweise über Konten von Angehörigen und Freunden der Geldempfänger“, so die Ermittler.

Noch trickreicher liefen die Geschäfte im Ausland. Das Geld soll über Briefkastenfirmen in Steuerparadiesen wie Malta, den Bahamas oder den Virgin Islands geflossen sein. Scheinfirmen soll es auch in New York, London und Zypern gegeben haben. Ob diese Firmen von MAN oder Geldempfängern unterhalten wurden, ist derzeit noch offen. In Griechenland hat in der vergangenen Woche der ehemalige Verkehrsminister seinen Parlamentssitz niedergelegt. In seiner Amtszeit wurden Busse der MAN-Tochter Neoman für die Athener Verkehrsbetriebe bestellt. Nun prüfen auch die griechischen Staatsanwälte das Geschäft.

MAN selbst hatte mehrfach betont, mit den Behörden voll kooperieren zu wollen. Aus Unternehmenskreisen verlautete nun, das Unternehmen wolle einen externen Prüfer für die Aufklärung bestellen . Externe Ermittler werden immer häufiger für die Aufklärung von Unternehmensaffären eingesetzt. MAN erhoffe sich von diesem Schritt eine schnelle Aufklärung der Vorwürfe, hieß es. Bereits 2007 hatte MAN eine spezielle Revision durchgeführt, dabei sei es in „einzelnen Fällen zur Beanstandung von Zahlungen gekommen“. fas (HB)

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