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Korruptionsaffäre: Faurecia-Chef wusste von Schmiergeldern

Der Chef des Autozulieferers Faurecia, Pierre Lévi, gerät weiter unter Druck. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wusste Lévi seit 2001 von den Schmiergeldzahlungen an deutsche Autobauer.

Paris - Pierre Lévi war bisher auch in Frankreich nur wenigen Experten ein Begriff. Nun steht der 51-jährige Chef des Automobilzulieferers Faurecia im Rampenlicht. Er wusste seit Jahren, dass seine Mitarbeiter in Deutschland Schmiergelder zahlten, um an Aufträge von Großkunden wie VW, Audi oder BMW zu kommen. Lévi unternahm den Ermittlern zufolge nichts, um die Bestechung zu unterbinden. Das Geschäft geht in der hart umkämpften Zuliefererbranche offenbar über alles.

Laut Frankfurter Staatsanwaltschaft steht am Beginn der Korruption bei Faurecia der Kauf des Konkurrenten Sommer Allibert 2001. Mit dem Rivalen habe Faurecia auch dessen Schmiergeldsystem übernommen, hieß es. Lévi war offenbar informiert - und schwieg. Der Rücktritt des zurückgezogen lebenden Managers wird damit immer wahrscheinlicher.

Am 19. Februar 1955 in Algier geboren, machte Lévi zunächst eine Ausbildung zum Ingenieur und einen Wirtschaftsabschluss an der Universität von Pennsylvania. Er fing darauf bei McKinsey als Unternehmensberater an. Von 1991 bis 1998 leitete er die Lebensmittelsparte des französisch-britischen Verpackungsunternehmens CarnaudMetalbox. Nach einem kurzen Intermezzo beim Chemiekonzern Rhodia wechelte er in den Vorstand von Faurecia. Der damals kurz vor der Pensionierung stehende Chef Daniel Dewavrin baute Lévi zum Nachfolger auf und gab die Unternehmensleitung im Mai 2000 an ihn ab.

Abstiegskurs für Faurecia

Damals schien die Tochter des Autobauers PSA Peugeot Citroën in guter Verfassung. Doch schnell rutschte Faurecia in die roten Zahlen. Lévi steuerte zur Kostensenkung mit der Konzentration auf komplette Fahrzeugmodule und der Verlagerung von Produktionsteilen ins billigere Osteuropa gegen. Die kommunistische Zeitung "Humanité" warf Lévi deshalb vor, er behandele Menschen "wie Wegwerftaschentücher".

Mit dem Sparkurs schaffte es der Faurecia-Chef nur kurzzeitig wieder ins Plus. Steigende Rohstoffpreise und ein immer größerer Preisdruck bei den Kunden brachten 2005 das bisher schwärzeste Jahr: Bei einem Umsatz von elf Milliarden Euro machte Faurecia einen Verlust von 182,5 Millionen Euro. Besserung ist nicht in Sicht: Erst am Montag sagte Lévi für 2006 erneut ein "schlechtes Jahr" voraus. Ein schlechtes Jahr dürfte es nun auch für ihn persönlich werden.

Noch im Dezember 2004 ließ er einen Ethikcode für Faurecia veröffentlichen. Darin heißt es klipp und klar: "Unsere Unternehmenspolitik schließt ungesetzliche Zahlungen und Praktiken jeder Art aus. Insbesondere verpflichten wir uns dazu, jede Form von Bestechung und Korruption bei unseren geschäftlichen Transaktionen zu vermeiden." Die Klarstellung kam wohl zu spät. (tso/AFP)

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