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Korruptionsbericht: Deutschland belegt positiven Platz

Im Bericht über die am wenigsten korrupten Länder belegt Deutschland Platz 16 von 159. Trotzdem fordert der Verein Transparency International, die Bundesrepublik müsse mehr gegen Wirtschaftskorruption tun.

Berlin/London - «Die Häufung der Korruptionsfälle, die wir in den letzten Monaten mit DAX-Unternehmen erlebt haben, hat manche überrascht. Uns hat sie nicht überrascht», sagte der stellvertretende Vorsitzende von Transparency Deutschland, Peter von Blomberg, bei der Vorstellung des Korruptionswahrnehmungsindex seiner Organisation am Dienstag in Berlin. Unternehmen, gegen die schwerer Korruptionsverdacht besteht, sollten von öffentlichen Aufträgen ausgeschlossen werden.

Der Untersuchung zufolge hat Hongkong die Bundesrepublik vom weltweit 15. auf den 16. Platz der am wenigsten korrupten Länder verdrängt. «Dass ein Teil von China uns nicht nur in High Tech Konkurrenz macht, sondern auch bei der Integrität, ist vielleicht nicht uninteressant», sagte der Transparency-Deutschland-Vorsitzende Hansjörg Elshorst. Deutschland sei nach Jahren der Verbesserung seines Punktwertes in diesem Jahr bei 8,2 Punkten stagniert. Island belegt in der Transparency-Studie vor Finnland und Neuseeland den ersten Platz unter 159 untersuchten Staaten.

Im Kampf gegen die Korruption in Deutschland sprach sich der Verein für ein bundesweites Zentralregister aus. Die Wirtschaftsverbände hätten sich bisher mit Händen und Füßen gegen ein solches Register gewehrt, sagte Blomberg. Er forderte außerdem eine Kronzeugenregelung, die Mittäter von Korruptionstaten ermuntere, ihr Wissen preiszugeben.

Der Korruptionswahrnehmungsindex der in Berlin ansässigen Organisation findet weltweit Beachtung. Er beruht vor allem auf Befragungen ausländischer Geschäftsleute, Analysten und Wissenschaftler. Laut Elshorst lässt sich aus dem Index nicht herleiten, ob die Welt insgesamt mehr oder weniger korrupt geworden ist. Er bedauerte aber, dass 70 Staaten weniger als 3,0 Punkte auf der 10-Punkte-Skala erreichten. Dies deute auf ein schwerwiegendes Korruptionsproblem in diesen Ländern hin. Korruption sei einer der Hauptgründe für Armut.

Schlusslichter beim Index sind in diesem Jahr Bangladesch und der Tschad. Deutlich verschlechtert haben sich Costa Rica, Gabun, Nepal, Papua-Neuguinea, Russland, die Seychellen, Sri Lanka, Trinidad und Tobago und Uruguay. Russland fiel vom 90. auf den 126. Platz. Dagegen verbesserten sich Estland, Frankreich, Hongkong, Japan, Jordanien, Kasachstan, Nigeria, Katar, Taiwan und die Türkei deutlich.

Der Korruptionsskandal bei Volkswagen wirkt sich laut Blomberg auf die Bewertung Deutschlands in diesem Jahr noch nicht aus, könnte aber im nächsten Jahr Einfluss haben. «Dass hier das Personalwesen ganz offensichtlich eine Quelle für Korruptionsstraftaten gewesen ist, das war für mich neu. Und ehrlich gesagt, das ist skandalös.» Der Personalvorstand müsse «eine unantastbare Vorbildrolle» haben. (tso/dpa)

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