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Wirtschaft: KPM will gesund wachsen

Die neue Führung der Porzellan-Manufaktur sieht die Sanierung auf gutem Weg und hat große Pläne

Berlin - Viele Traditionen will die neue Leitung der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM) fortführen. Etwa bei den Designs, dem naturalistischen Malstil oder dem ausschließlichen Produktionsort Berlin. Mit einer ehernen Tradition wollen Eigentümer Jörg Woltmann und sein Geschäftsführer Winfried Vogler allerdings bald brechen: Bis Ende 2008 soll KPM aus den roten Zahlen kommen. Einen Besuch von Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei) nahmen die beiden zum Anlass, erstmals seit der KPM-Übernahme im Februar öffentlich über ihre künftige Strategie zu sprechen.

Die wichtigste Mission für die ersten sechs Monate ist bereits geglückt: Keine neuen Hiobsbotschaften aus der Porzellan-Manufaktur. In den 12 Jahren zuvor hatten sich neun Geschäftsführer der landeseigenen KPM die Klinke in die Hand gegeben. Der Verkauf an den Kaiser-Urenkel Franz Wilhelm Prinz von Preußen im Jahr 2004 erwies sich als Fehlschlag. Die KPM stand vor dem Aus. Doch Jörg Woltmann, geschäftsführender Gesellschafter der Allgemeinen Beamten Kasse, übernahm das Unternehmen für 13,5 Millionen Euro. Seitdem wurde es ruhiger um Berlins ältesten Produktionsbetrieb.

„Natürlich hat es dem Verkauf geschadet, dass ständig über die Probleme der Manufaktur geredet wurde“, sagte Woltmann. „Daher wären wir mit unserem Angebot gerne auch schon ein paar Monate früher zum Zuge gekommen.“ Erschwert wurde der Start durch den Verlust des Berlin-Pavillons an der Straße des 17. Juni, in dem heute eine Imbisskette Burger brutzelt. Dennoch hat sich der Absatz stabilisiert, im ersten Halbjahr verzeichnete KPM sogar 200 000 Euro mehr Umsatz als im Vorjahreszeitraum. Im Gesamtjahr soll der Umsatz um 15 Prozent auf rund zehn Millionen Euro gesteigert werden, sagte Woltmann.

Vor allem im Ausland soll KPM wachsen. Woltmann und Vogler wollen KPM „als weltweit führende Luxusmarke im Porzellanbereich“ positionieren. Der Auslandsanteil soll von mageren sieben Prozent mittelfristig auf 30 Prozent steigen. Die beiden wissen, dass das auch frühere KPM-Chefs angekündigt hatten – meist folgenlos. „Wir haben schon konkrete Liefervereinbarungen, zum Beispiel mit einem japanischen Importeur, der große Erfahrung mit Luxusprodukten hat“, sagte Geschäftsführer Vogler. Wichtigste Auslandsmärkte für KPM sind Fernost, Arabien und die USA. Auftritte bei der Moskauer „Millionärsmesse“ und der Pariser „Maison & Objet“ sollen betuchte Europäer betören.

Aber auch am Berliner Stammsitz investiert Woltmann. Auf dem KPM-Areal in Tiergarten soll im November ein großer „Flagship-Store“ eröffnet werden. Bis März nächsten Jahres folgt eine „KPM-Welt“ genannte Porzellanausstellung, die noch mehr Touristen in die historischen Backsteinbauten locken soll. Auch dieser Plan ist nicht neu, doch jetzt ist der Umbau schon in Angriff genommen.

„Es ist eine Sanierung, bei der wir uns nicht gesundschrumpfen wollen, wir wollen gesund wachsen“, sagte Woltmann – trotz des negativen Branchentrends, der auch anderen Manufakturen zu schaffen macht. Jährlich sollen über eine Million Euro in die Verbesserung der Präsentation der Marke investiert werden. Wenn der Export wie geplant in Schwung kommt, könnte es bald sogar Neueinstellungen geben. Den Wirtschaftssenator freut’s. „Besonders überzeugend finde ich, dass der neue Eigentümer bereit ist, selbst finanzielle Risiken einzugehen“, lobte Harald Wolf.

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