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Bisher in Wuppertal, künftig in Berlin: Mit der Fusion wird die Barmer wieder zur größten deutschen Krankenkasse.

© dpa

Krankenkassen-Fusion beschlossen: Barmer greift sich die Deutsche BKK

Im Elefantenrennen der größten deutschen Krankenkassen liegt nun die Barmer wieder vorne. Am Dienstag machte sie die Fusion mit der Deutschen BKK perfekt.

Angekündigt war sie seit Wochen, nun ist die Elefantenhochzeit beschlossen. Am Dienstag billigten die Selbstverwaltungsorgane der Barmer GEK und der Deutschen BKK einstimmig den Zusammenschluss zu Deutschlands größter gesetzlicher Krankenkasse.

Künftig 9,6 Millionen Versicherte

Die Fusion macht, nach derzeitigem Stand, aus der bislang zweitgrößten Ersatzkasse und der größten Betriebskrankenkasse einen Kassengiganten für 9,6 Millionen Versicherte. Der bisherige Platzhirsch, die Techniker Krankenkasse (TK), hat lediglich 9,4 Millionen. Allerdings wird die neue Kasse, die dann schlicht „Barmer“ heißen und ihren Sitz in Berlin haben soll, erst Anfang 2017 ihre Arbeit aufnehmen – und bis dahin könnte sich die TK, wenn sie weiter so zulegt wie bisher, schon wieder an die Spitze geschoben haben.

Um den ersten Platz auf dem Treppchen sei es den Beteiligten bei der Fusion aber auch gar nicht gegangen, beeilt sich Barmer-Sprecher Athanasios Drougias zu versichern – obwohl Wachstum und Größe natürlich eine wichtige Rolle spielten. Durch die Übernahme steigere man die Versichertenzahl von um 1,1 Millionen. Das ermögliche Synergieeffekte. Und es verbessere die Position gegenüber Anbietern, beispielsweise bei den Rabattverhandlungen für Arzneimittel.

Besseren Zugang zu Großbetrieben erhofft

Interessant war der Zusammenschluss für die Barmer GEK nach Drougias Worten noch aus einem weiteren Grund: Mit der Deutschen BKK, die einst aus den Betriebskrankenkassen Volkswagen, Deutsche Telekom und Deutsche Post hervorging, komme man auch an ein „starkes Arbeitgebernetzwerk“. Das lasse sich für den Vertrieb nutzen. Zudem verfüge die einverleibte Kasse durch ihre Verankerung in Großbetrieben über einen Vorsprung im betrieblichen Gesundheitsmanagement. Dadurch könne man sich mittelfristig beispielsweise Einsparungen bei den Ausgaben fürs Krankengeld erhoffen.

Selbst den Umstand, dass bei der neuen „Barmer“ durch die Fusion mit einer Betriebskrankenkasse künftig auch Arbeitgebervertreter im Verwaltungsrat mitzureden haben, sehe man nicht als Nachteil, sondern als Bereicherung versicherte der Sprecher. Zudem handle es sich gerade einmal um drei Sitze – gegenüber immer noch 27 Arbeitnehmervertretern.

Finanziell stecken beide Kassen im Minus

Finanziell können sich die Versicherten von der Fusion jedoch erst mal wenig erwarten. Mit einem Fehlbetrag von fast 400 Millionen Euro war die Barmer GEK im vergangenen Jahr schwer ins Minus abgedriftet. In diesem Jahr wird das Defizit zwar wohl nur noch 100 bis 130 Millionen betragen. Doch auch die Deutsche BKK, die aufgrund finanzieller Probleme offenbar schon seit einiger Zeit auf Brautschau war, schreibt keine schwarzen Zahlen. Im Gegenteil: Sie wird Ende 2015 wahrscheinlich auf einem ein Minus von knapp 30 Millionen Euro sitzenbleiben.

Da ist wenig Luft, um den Zusatzbeitrag für die Versicherten unter den vorgegebenen Durchschnittssatz von 1,1 Prozent zu drücken. Und dass sich Leistungen verbessern, ist auch nicht zu erwarten. Aufgrund gesetzlicher Vorgaben sind sie nahezu identisch, nur über fünf Prozent können die Kassen selber entscheiden.

"Keine fusionsbedingten Kündigungen"

Auch bei den 2200 BKK-Mitarbeitern dürfte die Fusion wenig Begeisterung auslösen. Zwar bekamen sie versichert, dass es „aufgrund der Fusion keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird“. Doch eine Garantie, weiter am selben Ort und im selben Fachbereich arbeiten zu dürfen, ist das nicht.

In der Branche weiß man, dass die Barmer schon an der Fusion mit der Gmünder Ersatzkasse (GEK) vor sechs Jahren heftig zu knabbern hatte. In der Folge verordnete Vorstandschef Christoph Straub seinem Laden eine Radikalverschlankung, die noch immer nicht abgeschlossen ist. Die Zahl der Filialen, so die Vorgabe sollte von 800 auf 400 halbiert werden. Und bis 2018 sollten 3500 Stellen wegfallen. 2000 sind bereits verschwunden.

Was die Umstrukturierungen durch die neue Fusion betrifft, hüllt sich die Barmer noch in Schweigen. Ein Problem, das sich nach der Übernahme der GEK ergab, immerhin stellt sich diesmal nicht: Für den Vorstandschef der geschluckten Kasse, Achim Kolanoski, muss kein Posten gefunden werden. Er erreicht im nächsten Jahr das Rentenalter.

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