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Welche Kasse passt zu mir? Die Stiftung Warentest hat 104 gesetzliche Krankenversicherungen verglichen. Foto: ddp

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Krankenversicherungen: Die Extras zählen

Ein Vergleich der Stiftung Warentest zeigt: Versicherte können mehrere hundert Euro sparen - und nicht in jedem Fall ist ein Kassenwechsel sinnvoll.

Berlin – Ein Wechsel der Krankenkasse allein wegen des Zusatzbeitrages lohnt nicht immer. Das hat ein Vergleich der Stiftung Warentest von 104 gesetzlichen Krankenversicherungen für die Zeitschrift „Finanztest“ ergeben. Um Finanzlöcher zu stopfen, erheben seit Februar viele Kassen einen Zusatzbeitrag. Schon heute zahlt jeder sechste Versicherte mehr im Monat – in der Regel acht Euro.

Durch bestimmte Leistungen kann das jedoch ausgeglichen werden. Wer wechseln will, sollte deshalb bei den Extras genau hinschauen. „Die Kassen, die einen Zusatzbeitrag erhoben haben, fallen im Gesamtbild nicht auf“, sagt Werner Brinkmann, Vorstand von Stiftung Warentest. Unterschiede gebe es aber erhebliche in den Leistungen. Mit der richtigen Krankenkasse können Versicherte so mehrere hundert Euro sparen. Dann lohne es sich, trotz Zusatzgebühr der Kasse treu zu bleiben. Ein Beispiel: Haushaltshilfen. Wenn Eltern krank werden und sich nicht mehr um ihre Kinder kümmern können, brauchen sie Unterstützung. „Doch eine Haushaltshilfe kann schnell ins Geld gehen“, sagt Brinkmann. Sie koste für zwei Wochen um die 700 Euro. Manche Kassen bezuschussen die Hilfe. Auch übernehmen einige die Kosten für Impfungen vor Urlaubsreisen, homöopathische Mittel oder Programme für chronisch Kranke.

Beim Service haben sich im Test besonders sieben Kassen hervorgetan: die AOK Berlin-Brandenburg, die AOK Rheinland/Hamburg, die Bergische, die DAK, die KKH–Allianz, die Novitas Betriebskasse und die Techniker Krankenkasse. Sie sind an jedem Tag der Woche erreichbar, bei medizinischen Fragen sogar rund um die Uhr. Außerdem bieten die Kassen flächendeckende Hausbesuche an und machen auf Wunsch Termine bei Fachärzten. Welche Kasse die richtige Wahl ist, das „muss jeder nach den eigenen Bedürfnissen entscheiden“, erklärt Brinkmann. Den einen Testsieger gibt es beim Vergleich nicht. Familien empfiehlt „Finanztest“, darauf zu achten, dass die Kasse gut erreichbar ist – zum Beispiel durch eine 24-Stunden-Hotline. Außerdem solle die Kasse Haushaltshilfen finanziell unterstützen und zusätzliche Kindervorsorge anbieten. Bei chronisch Kranken und Älteren sei die Beratung und die Geschäftsstelle in der Nähe wichtig. Zusätzliche Kriterien seien die Zuschüsse bei der Krankenpflege zuhause, spezielle Hausarztmodelle und Programme für Chroniker.

Die Stiftung Warentest rät Versicherten davon ab, jetzt Wahltarife abzuschließen, mit denen man sich häufig für drei Jahre an eine Kasse bindet. Sie hätten dann keine Möglichkeit zu kündigen, sollte die Versicherung Leistungen streichen oder einen Zusatzbeitrag einführen. Normalerweise haben Versicherte ein Sonderkündigungsrecht, wenn der Zusatzbeitrag eingeführt wird.

Die großen Unterschiede bei den Extras hängen damit zusammen, dass die Kassen gesetzlich wenig Raum haben, sich von ihren Konkurrenten zu unterscheiden. Auch die medizinischen Leistungen sind einheitlich geregelt, in einigen Punkten jedoch dürfen die gesetzlichen Krankenversicherungen mehr zahlen als vorgeschrieben ist. „Den Wettbewerb bei Leistungen und Service gibt es schon länger, er hat aber durch die Diskussion um Zusatzbeiträge zugenommen“, sagt eine Sprecherin des Spitzenverbands der Krankenkassen. Die Bandbreite sei dementsprechend groß. Auch bei den Kunden spielten nach Erfahrungen der AOK Berlin-Brandenburg die Extras eine stärkerer Rolle als früher beim Wechsel der Kasse. Aber auch der Zusatzbeitrag wirkte sich aus.

Svenja Markert

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