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Hans-Jürgen Metternich wurde vor einem Jahr als Kreditmediator von der Bundesregierung eingesetzt.

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Kreditmediation: „Die Zahl der Anträge steigt immer noch“

Die Konjunktur läuft gut, die Kreditanfragen steigen. Aber es mangelt an Informationen für die Kunden. Der Kreditmediator Hans-Jürgen Metternich zieht nach seinem ersten Amtsjahr eine Zwischenbilanz.

Frankfurt am Main - Von einer möglichen Kreditklemme spricht zwar niemand mehr, der Rat des vor einem Jahr von der Bundesregierung eingesetzten Kreditmediators ist allerdings weiter gefragt. „Die Zahl der Anfragen nimmt weiter zu“, sagt Hans-Jürgen Metternich, der mit der Aufgabe betraute Exbanker. Hintergrund ist zum einen die aufgrund der gut laufenden Konjunktur wieder steigende Zahl von Kreditanfragen, zum anderen aber das immer noch erstaunlich weit verbreitete Nichtwissen von Mittelständlern und Handwerkern über Fördermöglichkeiten etwa durch die bundeseigene KfW und generelle Mängel in der Darstellung der Lage des Unternehmens gegenüber Banken und Sparkassen. Zugleich mühen sich Metternich und seine zehn Mitarbeiter derzeit aber auch, 60 abgelehnte Kreditanträge doch noch durchzubringen. Im ersten Jahr ihrer Arbeit konnten sie nach einer ersten Verweigerung der Kreditinstitute 48 Kredite mit einem Gesamtvolumen von 66 Millionen für die Firmen noch unter Dach und Fach bringen und damit knapp 3700 Arbeitsplätze retten.

Das sei eine gute Bilanz, betonte Metternich am Dienstag. Insgesamt rund 1000 Unternehmen, meist Mittelständler und Handwerker, haben sich bislang an den Kreditmediator gewandt. 722 Firmen habe man helfen können und damit knapp 21 000 Arbeitsplätze gesichert oder gerettet. Allerdings konnte er auch in 129 von 243 Fällen, in denen der Kreditwunsch abgelehnt worden war, nichts mehr tun – Bank oder Sparkasse blieben bei ihrer Entscheidung.

„Oft können wir schnell und unbürokratisch helfen, vor allem dann, wenn die Firmen schon vor einer Kreditabsage zu uns kommen. Schwieriger ist es, wenn der Kredit schon abgelehnt wurde“, sagt der 66-jährige Exbanker. Mit Kritik an Banken und Sparkassen hält er sich zurück. Man werde zwar nicht überall mit offenen Armen empfangen, aber generell werde die Arbeit des Kreditmediators unterstützt. „Wir können nicht meckern.“ Klar aber ist, je kleiner das Unternehmen und je kleiner der Kredit, desto eher sagen Banken und Sparkassen Nein. Bei etlichen Instituten wünscht sich Metternich aber, dass sie offensiver auf Fördermöglichkeiten hinweisen.

Der Mediator führt unter anderem ein Malerunternehmen aus dem hessischen Gelnhausen als Beispiel für die erfolgreiche Arbeit an. Die Hausbank hatte ein Darlehen über 75 000 Euro verweigert. Obwohl Aufträge da waren, stand die Firma vor dem Aus. Metternich schaltete sich ein, zog auch die Handwerkskammer zurate und konnte schließlich die Bank überzeugen. Dem Textilunternehmen Wehmeyer aus Aachen mit 23 Filialen in mehreren Bundesländern konnte er bei der Vermittlung eines Darlehens von 7,5 Millionen Euro helfen. 500 Arbeitsplätze wurden gesichert.

Trotz der Nachfrage hält es der Kreditmediator für richtig, dass seine Arbeit Anfang 2012 nach zwei Jahren enden soll: „Wir müssen wieder auch im Kreditgeschäft zur Normalität zurückkehren.“

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