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Wirtschaft: Kreditwirtschaft: Nach der Euphorie wird entlassen

Die Konjunktur- und Börsenflaute zwingt die deutsche Kreditwirtschaft zu einer Verschärfung des Spar- und Restrukturierungskurses. Der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BDB), Frank Heintzeler, sieht eine "zweite Welle von Kostensenkungsmaßnahmen" auf die Institute zukommen.

Die Konjunktur- und Börsenflaute zwingt die deutsche Kreditwirtschaft zu einer Verschärfung des Spar- und Restrukturierungskurses. Der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BDB), Frank Heintzeler, sieht eine "zweite Welle von Kostensenkungsmaßnahmen" auf die Institute zukommen. Das Jahr 2001 sei seit langem das schwierigste Jahr für die Banken. Jetzt werde deutlich, dass in den vorangegangenen fünf euphorischen Jahren der Blick auf die Kostenentwicklung vernachlässigt worden sei. Die bereits angelaufene Neuausrichtung und Verschlankung der Banken werde Gesicht und Struktur der Branche völlig verändern. Um die Kosten möglichst rasch in den Griff zu bekommen, werde es jetzt erstmals seit vielen Jahren zu einem Personalabbau im Bankensektor kommen. Der Stellenabbau werde aber im wesentlichen über die normale Fluktuation, Vorruhestands- und Altersteilzeitregelungen erfolgen. Die Zahl der Stellen werde 2002 um ein bis zwei Prozent sinken. Sicher seien die Arbeitsplätze nur in kundennahen und ertragsstarken Bereichen, sagte Heintzeler. Im Investment-Banking, wo wegen der Börsenschwäche ein Gewinneinbruch zu erwarten sei, werde es zu Umsetzungen kommen. Neben dem Personalabbau werde die Schließung von Filialen zur Kostensenkung beitragen. In fünf Jahren werde sich die Zahl der Bankzweigstellen in Deutschland halbieren. Heintzeler: "Aber selbst nach der Halbierung werden wir noch zu viele Filialen haben. Heute gibt es doppelt so viele Bankfilialen wie Bäckereien." Besonders im Sparkassensektor sei mit einer Reduzierung der Außenstellen zu rechnen. Für das verbleibende Filialnetz werde der Trend dahin gehen, dass in kleinen Ortsfilialen nur noch standardisierte Massenprodukte angeboten würden, während beratungsintensive Spezialprodukte zentral angeboten würden. Internet-Banking, das derzeit etwa zehn Prozent des Bankgeschäfts ausmache, werde sich binnen zwei Jahren verdoppeln.

Die Banken müssen nach Heintzelers Meinung aber nicht nur die Kosten kappen, sondern auch neue, ertragsstärkere Geschäftsfelder erschließen und alte Bereiche rentabler gestalten. Zum Beispiel das klassische Kreditgeschäft: der Bankenpräsident ist sicher, dass es in den nächsten Jahren eine regelrechte "Renaissance des Kreditgeschäfts" geben wird. Dies hänge vor allem damit zusammen, dass ab 2005 mit den neuen Eigenkapitalvorschriften (Basel II) stärker zwischen risikoarmen und risikoreichen Ausleihungen unterschieden werde.

hjk, po

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