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Kriminalität: Weniger Randale, weniger Betrug

Die Kriminalität gegen Unternehmen in Berlin und Brandenburg geht zurück, aber viele Fälle werden der Polizei nie gemeldet.

Berlin - Die Region Berlin-Brandenburg wird für Unternehmen sicherer. „Im Vergleich zu 2006 stellen wir einen deutlichen Rückgang der Kriminalität gegen Unternehmen fest“, sagte Knuth Thiel vom Arbeitskreis für Unternehmenssicherheit Berlin-Brandenburg am Montag in Berlin. Thiel hatte für das „Kriminalitätsbarometer 2009“ der regionalen Industrie- und Handelskammern 4000 Unternehmen befragt.

„Die rückläufige Entwicklung korrespondiert mit der allgemeinen Kriminalitätsstatistik“, sagte Thiel. Als Gründe für die sinkenden Zahlen nennt er die bessere Versorgung Jugendlicher mit Ausbildungsplätzen und die Alterung der Gesellschaft. Zudem würden viele Jugendliche ihre Freizeit lieber daheim vor dem Computer verbringen als die Wohnung zu verlassen. Für die Unternehmen zahlt es sich demnach aus, dass es weniger unbeschäftigte Jugendliche in der Region gibt. Denn vor allem diese Gruppe verübt die Delikte, unter denen die Firmen nach eigenen Angaben am häufigsten leiden: Vandalismus, Sachbeschädigung und Einbrüche.

Doch auch die klassischen Wirtschaftsverbrechen, von Thiel als „Weißer-Kragen-Kriminalität“ bezeichnet, gehe zurück. Warum allerdings Betrug, Computerkriminalität, Markenpiraterie oder Spionage weniger werden, konnte Thiel nicht sagen. In Berlin kämen solche Delikte viel häufiger vor als in Brandenburg. Von der Markenpiraterie etwa waren in Berlin fast elf Prozent aller Unternehmen betroffen, in der gesamten Region Berlin-Brandenburg nur 5,6 Prozent. „Die Unternehmen in der Hauptstadt sind stärker von Kriminalität belastet, die technisches Know-how bei den Tätern voraussetzt“, sagte Thiel. Abgesehen davon gibt es kaum Unterschiede zwischen Berlin und dem Umland.

Das Kriminalitätsbarometer zeigt auch, dass die Unternehmen der Kriminalität im Verhältnis zu anderen Belastungen für die Gesellschaft eine mittlere Wichtigkeit beimessen. Während Themen wie Arbeitslosigkeit, Bürokratie oder Werteverfall in wirtschaftlich guten Zeiten an Bedeutung verlieren, behält die Kriminalität immer eine gleichbleibende Bedeutung.

Die Experten gehen allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus. So würde wahrscheinlich nicht einmal jeder dritte Fall von Wirtschaftskriminalität der Polizei gemeldet. Einbrüche hingegen würden zu fast 90 Prozent gemeldet. Als Grund hierfür vermutet Thiel, dass viele Unternehmen um ihr Image fürchten, sobald die Staatsanwaltschaft ins Haus kommt. Es sei noch in zu wenigen Unternehmen bekannt, dass die vorbeugende Zusammenarbeit mit der Polizei ein wirksamer und kostengünstiger Schutz vor Verbrechen sei.

Malte Conradi

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