zum Hauptinhalt

Krise überwunden: Containerschiffer verzeichnen deutliche Zuwächse

Die Logistikbranche atmet auf: Die Umschläge in den Häfen nehmen zu – das spürt auch die Bahn.

Düsseldorf/Hamburg - Vor dem am Mittwoch startenden 33. Deutschen Seeschifffahrtstag in Cuxhaven herrscht Zuversicht in der maritimen Wirtschaft, den Abwärtstrend seit Herbst 2008 überwunden zu haben. Der krisengeschüttelte Containertransport auf dem Meer legt wieder deutlich zu. Im ersten Quartal habe es „sehr hohes Wachstum“ gegeben, sagt Burkhard Lemper, Chef des Bremer Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL).

Vor allem der Asien-Europa-Verkehr hat laut ISL-Statistik mit 20 Prozent deutlich zugenommen. Die Route von Ost nach West ist wieder stark befahren, vor allem das Geschäft mit Konsumgütern von Computern bis zu Textilien zieht stark an. „Wir gehen momentan davon aus, dass sich diese Entwicklung bis zum Ende des dritten Quartals und damit bis zum Weihnachtsgeschäft fortsetzen wird“, sagt auch Karl-Friedrich Rausch, Vorstand Transport und Logistik bei der Deutschen Bahn und verantwortlich für die weltweit operierende Spedition DB Schenker. „Wir sind selbst primär im Konsumgüterbereich tätig, sehen aber diesen Trend in allen Bereichen“, sagt der Logistikmanager.

Der Handel nimmt sogar so stark zu, dass es teilweise zu Engpässen kommt: Die Reeder können nicht so viele Transportkapazitäten von China nach Europa bereitstellen, wie nachgefragt werden. Immer mehr der in der Krise stillgelegten Kapazitäten werden jetzt reaktiviert, um die Mengen zu bewältigen. Im vergangenen Jahr hatten die Reeder viele Schiffe aufgelegt und auch die Geschwindigkeiten der Schiffe gedrosselt, um Kosten zu sparen.

Das Wachstum beschränkt sich nicht nur auf den Verkehr zwischen Asien und Europa. Weltweit sind die Container-Umschläge in den Häfen Lemper zufolge im ersten Vierteljahr 2010 um 16 Prozent gestiegen. Der maritime Aufwärtstrend bleibt allerdings relativ, da die Ausgangsbasis zu Beginn des Jahres 2009 verhältnismäßig niedrig ist. „Für das Gesamtjahr 2010 erwarten wir eine Steigerung in der Containerschifffahrt um neun bis zehn Prozent“, sagt ISL-Chef Lemper.

Die deutschen Häfen profitieren davon allerdings vergleichsweise wenig. Beim Hamburger Hafenlogistiker HHLA legte der Umschlag von Containern im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lediglich um 0,5 Prozent zu, während der Hafen von Rotterdam 16 Prozent mehr Container bewegte. Auch bei den bald erwarteten ersten Bestellungen für neue Schiffe seit 20 Monaten geht Deutschland leer aus, den Zuschlag erhalten vor allem Koreaner.

Ausgestanden ist die Krise auch in der Seeschifffahrt noch nicht. Trotz der Steigerungen, sagt Bahn-Vorstand Rausch, erlebe das Logistikgeschäft derzeit „ungeheure“ Schwankungen: „ Die Märkte sind hektisch und schnell, Preise fallen und steigen, Frachträume werden erst knapp, und sind dann wieder reichlich verfügbar.“ Die Konsequenz: Die Logistikbranche müsse ein Maß an Flexibilität entwickeln, wie sie es bislang nicht hatte. HB

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false