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Alles wird gut. Trotz Krisenangst sind die Deutschen konsumfreudig wie lange nicht. Ohnehin sparen sie am Urlaub zuletzt – zur Freude der Reisebranche. Foto: ddp

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Wirtschaft: Krise? Welche Krise?

Trotz aller Untergangsszenarien bessert sich die Stimmung der Unternehmen.

Berlin - Es ist nicht so, dass es nur schlechte Nachrichten gäbe in diesen Tagen. Von den besten Geschäften der vergangenen zehn Jahre berichteten am Donnerstag etwa die Reisebüros. Die deutschen Hersteller von Bergbaumaschinen verbuchten zuletzt ein Umsatzplus von einem Drittel. Und wegen der Auftragsflut sollen beim Flugzeugbauer Airbus 8000 neue Stellen entstehen.

Trotzdem gehen die meisten Wirtschaftsforscher davon aus, dass sich die Konjunkturlage in den kommenden Monaten stark eintrüben wird, vor allem wegen der Finanzkrise. Die deutschen Unternehmen sehen das allerdings anders: Rund 7000 Manager berichteten dem Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung in den vergangenen Wochen, dass sie auch mit Blick auf die kommenden Monate mit ordentlichen Umsätzen rechnen. Der daraus berechnete Geschäftsklima-Index, der wichtigste Frühindikator für die deutsche Konjunkturentwicklung, legte zum ersten Mal seit vier Monaten wieder zu. „Die deutsche Wirtschaft schlägt sich vor dem Hintergrund der internationalen Verwerfungen weiterhin vergleichsweise gut“, erklärte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Donnerstag.

Die Stimmung ist zwar nicht mehr so gut wie noch im Frühjahr, die Erwartungen verbesserten sich aber gegenüber Oktober leicht. Gerechnet hatte mit dieser Entwicklung niemand – erst recht nicht die Aktienhändler. Nach acht Minustagen in Folge konnte sich der deutsche Aktienindex Dax zumindest stabilisieren.

Die wichtigen Branchen Industrie und Einzelhandel berichteten laut Ifo von einer günstigen Geschäftslage. Mit Blick auf die kommenden Monate sind sie zwar skeptisch, das Verarbeitende Gewerbe kündigte aber sogar weitere Neueinstellungen an.

Nachdem lange Zeit die Exportwirtschaft das Wachstum hierzulande gestützt hatte, ist mittlerweile die Binnenwirtschaft zur wichtigsten Säule geworden. Das zeigen neue Daten des Statistischen Bundesamtes zum Wachstum zwischen Juli und Ende September, das um 0,5 Prozent höher war als im zweiten Quartal. „Es wurde insbesondere mehr konsumiert, aber auch mehr investiert als im Vorquartal“, teilten die Statistiker mit. Der private Konsum legte so stark zu wie seit mehr als vier Jahren nicht mehr. Ursache dafür dürften die immer noch niedrige Arbeitslosigkeit sowie die gestiegenen Löhne gewesen sein.

Für die kommenden Monate rechnet aber selbst die Regierung mit einer Eintrübung. „Wir müssen aufgrund der Bremseffekte aus dem weltwirtschaftlichen Umfeld für das Winterhalbjahr mit einer ruhigeren Entwicklung der Wirtschaft rechnen“, sagte Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP). Die Wirtschaftsforscher sind gespalten, ob eine Rezession ansteht. Während die bundeseigene KfW- Bankengruppe damit rechnet, dass das Bruttoinlandsprodukt im letzten Quartal schrumpft, mahnt die Unicredit-Bank zur Gelassenheit. „Der Tag des jüngsten Gerichts steht nicht vor der Tür“, sagte Deutschland-Chefökonom Andreas Rees. Die weiter zunehmende Erwerbstätigkeit und starke Kaufkraft werde dafür sorgen, dass dies kein Thema sei. Dennoch brechen andere Zeiten an: Nach einem Wachstum von 3,0 Prozent in diesem Jahr rechnet er für 2012 nur noch mit 1,2 Prozent.

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