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Führungstrio. Bahn-Chef Grube (M.) holt Cheflobbyisten Pofalla (l.) in den Vorstand. Den Ton beim Staatskonzern gibt aber auch der Bund an - zum Beispiel in Person von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU).

© dpa

Kriselnder Staatskonzern: Die Bahn baut um - Ronald Pofalla steigt auf

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn stimmt dem massiven Umbau des Konzerns zu. Vier Manager müssen gehen - mit Ronald Pofalla kommt ein prominenter dazu.

Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn hat am Montag bei einer außerordentlichen Sitzung dem Umbau des Vorstands und Änderungen in der Konzernstruktur zugestimmt. Im Zuge der von Bahn-Chef Rüdiger Grube präsentierten Änderungen verlieren vier Vorstände ihren Job, das Führungsgremium wird von acht auf sechs Posten verkleinert. Wie die Bahn weiter mitteilte, soll der Aufsichtsrat im Dezember darüber entscheiden, ob der für den – inzwischen verworfenen – Börsengang gebildete Teilkonzern DB Mobility Logistics AG mit der Bahn AG verschmolzen wird.

„Mit den jetzt beschlossenen Maßnahmen sind Einsparungen von 100 Millionen Euro in der Konzernzentrale verbunden“, teilte das Unternehmen mit. Zusammen mit bereits beschlossenen Maßnahmen in Höhe von 610 Millionen Euro würden so bis 2020 mehr als 700 Millionen Euro in der Zentrale eingespart. „Wir handeln, weil ein verschärfter Wettbewerb, zunehmende Regulierung und zu schnell steigende Kosten derartige Veränderungen erfordern“, erklärte Bahn-Chef Grube. An diesem Dienstag will er die Zahlen für das erste Halbjahr 2015 vorlegen, Analysten rechnen mit einem gesunkenen operativen Ergebnis.

Pofalla - vom 15. in den 22. Stock

Vier Vorstände verlieren – wie im Vorfeld der Aufsichtsratssitzung bereits berichtet – ihren Posten: Logistik-Vorstand Karl-Friedrich Rausch geht in den Ruhestand, Technik-Chefin Heike Hanagarth hatte ihren Rückzug bereits bekannt gegeben, Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg und Rechtsvorstand Gerd Becht geben ihre Posten zum 31. Juli auf. Volker Kefer, bisher für Infrastruktur und Dienstleistungen zuständig, übernimmt zusätzlich das Sicherheits- und Qualitätsmanagement – und wird Vize-Chef.

Die Bereiche Beschaffung und IT gehen ins Finanzressort von Richard Lutz über. Er führt künftig auch die Auslandstochter Arriva und die Speditionssparte DB Schenker Logistics. In den Vorstand rückt Berthold Huber auf, bislang Fernverkehrschef. Er wird das neue Ressort Verkehr und Transport leiten. Alexander Hedderich, Vorstandsvorsitzender der DB Schenker Rail, verlässt die Bahn. Aufsteigen hingegen wird Ronald Pofalla, Ex-Kanzleramtsminister und CDU-Politiker.

Kritik nach schnellem Wechsel zu Bahn

Erst seit Jahresbeginn ist er Cheflobbyist des Staatskonzerns – und sollte das auch noch mindestens ein Jahr lang bleiben. Nun übernimmt er das neue Ressort für gute Unternehmensführung (Compliance). Im Bahntower, der Unternehmenszentrale am Potsdamer Platz, wechselt er vom 15. in den 22. Stock.

In der Öffentlichkeit hat sich der 56-Jährige in seiner Funktion als Generalbevollmächtigter für politische und internationale Beziehungen bisher rar gemacht. Er soll die Kontakte zu den Bahnexperten im Bundesverkehrsministerium, im Bundestag und bei der EU in Brüssel nehmen. Zuletzt wehrten sich Bund und Bahn erfolgreich gegen das Bestreben der EU-Kommission, den Zugbetrieb organisatorisch vom Gleisnetz der Bahn zu trennen. Pofallas Wechsel zur Bahn, der schnell bekannt wurde, war umstritten und eine pikante Personalie. „Er stand bereits früher als Regierungsmitglied im Dienst der Bahn AG“, schimpfte etwa Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter. „Dafür erhält er jetzt einen sehr, sehr guten Posten als Prämie.“

Arbeitnehmervertreter reagierten verhalten auf den angekündigten Umbau. „Wir werden uns sehr genau anschauen, welche Folgen die geplanten Veränderungen haben werden, um in der Dezember- Sitzung des Aufsichtsrates die Position der EVG deutlich machen zu können“, sagte der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), Alexander Kirchner. Er ist auch stellvertretender Bahn-Aufsichtsratschef. (mit dpa)

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