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Krisenbank HRE: Richter macht Anlegern Mut

Die Investoren der Krisenbank HRE fordern Schadenersatz: Die Bank soll zu spät informiert haben. Bekommen sie Recht, zahlt der Staat.

Von Carla Neuhaus

Berlin - Es gibt Hoffnung für die Anleger der Krisenbank Hypo Real Estate (HRE). Seit Montag müssen sich die HRE-Banker, darunter auch der frühere Chef Georg Funke, in München vor Gericht verantworten. Die Anleger fordern eine Milliardenentschädigung – und könnten damit Erfolg haben. Das Institut habe die Investoren ein halbes Jahr lang hinters Licht geführt, lautet die erste Einschätzung des Richters.

Vor über fünf Jahren ist die Immobilienbank in die Schieflage geraten. Ihre irische Tochter Depfa hatte langfristige Kredite vergeben, sich das Kapital dafür aber selbst nur kurzfristig am Kapitalmarkt besorgt. Das ging gut, solange sich die Banken gegenseitig jederzeit Geld liehen. Doch nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers traute kein Institut mehr dem anderen. Die Folge: Der HRE fehlten auf einmal 35 Milliarden Euro. Erst gab die Bundesregierung Hilfskredite, dann verstaatlichte sie das Institut. Eine Katastrophe für die Anleger: Hatte der Kurs der Aktie Ende 2007 noch bei 35 Euro gelegen, zahlte der Staat ihnen ihnen nur 1,30 Euro.

Die Aktionäre werfen der HRE deshalb heute vor, das Institut habe sie zu spät über die Probleme informiert. Noch im August 2007 hatte die Immobilienbank ihre Gewinnprognose bestätigt – von Belastungen aus der Krise am US-Hypothekenmarkt war keine Rede. Es könne nicht sein, dass die Banker davon nichts gewusst hätten, argumentieren die Anleger. Der Vorsitzende Richter Guido Kotschy sagte in einer ersten Einschätzung beim Verhandlungsauftakt, die Darstellung sei „wesentlich zu optimistisch“ gewesen. Die Pflichtmitteilung der HRE Mitte Januar 2009 sei viel zu spät gekommen. Die Anwälte der HRE und des ebenfalls verklagten früheren Vorstandschefs Funke wiesen Kotschys Einschätzung zurück. Die Bank habe alle wesentlichen Tatsachen mitgeteilt.

Der Prozess ist deshalb entscheidend, weil er stellvertretend für viele steht. Unzählige Anleger haben in den letzten Jahren gegen die HRE geklagt – sie alle wollen Schadenersatz. Statt vieler einzelner Prozesse sollen zentrale Fragen jetzt in einem Musterverfahren geklärt werden: 90 Kapitalanlagefonds haben dafür ihre Ansprüche an den Juristen Christian Wefers abgetreten. Sie fordern insgesamt mehr als eine Milliarde Euro von der HRE zurück. Ein pikantes Detail: Sollten die Anleger recht bekommen, sind es die deutschen Steuerzahler, die für die Belastungen aufkommen müssen. Denn letzter Eigentümer der mittlerweile abgewickelten Bank war der Staat.

Genauere Informationen erhofft sich Richter Kotschy von der Vernehmung des früheren HRE-Chefs Funke am Donnerstag. Der hatte in der Vergangenheit immer wieder seine Unschuld beteuert. Seine Aussage vor Gericht wird sein erster öffentlicher Auftritt seit langem sein. Nachdem Funke seinen Spitzenposten bei der HRE hatte abgeben müssen, hat er sich auf die Ferieninsel Mallorca zurückgezogen und war dort in den Handel mit  Villen eingestiegen. Ein Fehlverhalten konnte man ihm bis heute nicht nachweisen. cne/dpa/rtr

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