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Wirtschaft: Krisenländer sollen sich selber helfen

FRANKFURT/MAIN - WOLFSBURG (rtr/AP).Bundesbank-Präsident Hans Tietmeyer hat davor gewarnt, die Erklärung der G 7-Finanzminister vom Montag als Empfehlung für eine allgemeine Zinssenkung zu interpretieren.

FRANKFURT/MAIN - WOLFSBURG (rtr/AP).Bundesbank-Präsident Hans Tietmeyer hat davor gewarnt, die Erklärung der G 7-Finanzminister vom Montag als Empfehlung für eine allgemeine Zinssenkung zu interpretieren."Das wäre falsch", sagte Tietmeyer am Dienstag in Frankfurt.Insbesondere in Europa gebe es keinen Grund für eine Lockerung der Geldpolitik.Die Binnennachfrage verstärke sich spürbar, die Exporte seien weniger kritisch.

Die monetären Bedingungen in der Welt einschließlich Japan, Amerika und Europa seien unterschiedlich und ließen deshalb keine koordinierte geldpolitischen Aktionen zu."Die Krisenländer müssen sich zunächst selbst helfen," sagte Tietmeyer.Die internationalen Finanzinstitutionen seien gut beraten, eine Art "Katalysator-Funktion" in Krisensituationen zu übernehmen.Die Krisenländer müßten zu einer flexiblen Wechselkurs-Politik bereit sein."Die künstliche Stabilisierung von Wechselkursen ist gefährlich und kann zu einer Explosion führen," sagte Tietmeyer.Die Finanzminister und Notenbankchefs der Siebenergruppe hatten am Montag erklärt, sie seien bereit, koordinierte internationale Bemühungen zu unterstützen, mit denen Ländern geholfen werden soll, die unter der Lage an den Finanzmärkten litten und vernünftige Wirtschaftsprogramme eingeleitet hätten.

Dem Euro bescheinigte er einen ersten Belastungstest während der jüngsten Finanzkrisen weitgehend bestanden zu haben."Das heißt aber nicht, daß wir uns schon ausruhen könnte", erklärte der Bundesbankpräsident.

Unterdessen sprach sich Bundeskanzler Helmut Kohl für eine Teilnahme Rußlands an dem geplanten G 7-Treffen zur Finanzkrise in dem Land aus.Kohl erklärte, alle Beteiligten sollten sich an einen Tisch setzen.Dazu gehöre aus Rußland.Deutschland werde versuchen, seine Hilfe anzubieten.Dabei könne es sich aber nur um Hilfe zur Selbsthilfe handeln.Jetzt komme es darauf an, das von Amerika vorgeschlagene Treffen sorgfältig vorzubereiten.Dabei dürfe aber kein Tribunal abgehalten werden.

Am Dienstag wurde der Rußland-Beauftragte des Internationalen Währungsfonds (IWF), John Odling-Smee, zu Gesprächen in Moskau erwartet.Wie der IWF in Moskau mitteilte, werde Odling-Smee mit Vertretern der neuen Regierung von Ministerpräsident Jewgeni Primakow zusammentreffen.Der Ministerpräsident selbst habe um das Treffen gebeten.Es sollte vor allem der Umgang mit der ungewöhnlichen Finanzkrise besprochen werden.Dabei geht es auch um das für Rußland geschnürte Hilfspaket von 22,6 Mrd.Dollar (umgerechnet knapp 39 Mrd.DM).Davon wurden bislang 4,8 Mrd.Dollar ausgezahlt.

Westliche Kreditgeber haben wiederholt betont, die weitere Unterstützung Rußlands werde von der Beibehaltung des Reformkurses abhängen.Ursprünglich war für Mitte September vorgesehen, eine weitere Tranche über 4,3 Mrd.Dollar an Rußland freizugeben.Primakow wird nach seiner Bestätigung durch die russische Duma als neuer Ministerpräsident am Freitag zum ersten Mal mit einem führenden IWF-Vertreter zusammentreffen.Dabei dürfte auch zur Sprache kommen, inwieweit die Ausweitung der Geldmenge zu einer Linderung der akuten Finanzkrise in Rußland führen kann.Der russische Zentralbankchef Viktor Geraschtschenko hat sich am Dienstag erneut für das Anwerfen der Notenpresse ausgesprochen.Es bestehe ein katastrophaler Geldmangel, sagte er.

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