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Wirtschaft: Kritik am Meilensammeln

Lufthansa-Vielflieger-Rabatt "Miles & More" steht erneut auf dem Prüfstand DÜSSELDORF (Tsp).Mit ihrem Vorstoß gegen das Vielflieger-Bonusprogramm "Miles & More" der Lufthansa beim Bundeskartellamt hat die Regionalfluggesellschaft Eurowings zumindest in Deutschland eine erneute Diskussion über den Sinn und Unsinn von Prämienleistungen für verkaufte Flugtickets ausgelöst.

Lufthansa-Vielflieger-Rabatt "Miles & More" steht erneut auf dem Prüfstand

DÜSSELDORF (Tsp).Mit ihrem Vorstoß gegen das Vielflieger-Bonusprogramm "Miles & More" der Lufthansa beim Bundeskartellamt hat die Regionalfluggesellschaft Eurowings zumindest in Deutschland eine erneute Diskussion über den Sinn und Unsinn von Prämienleistungen für verkaufte Flugtickets ausgelöst."Vielfliegerprogramme sind überflüssig wie ein Kropf", sagte beispielsweise Michael Kirnberger, Vorsitzender des Verbandes Deutsches Reisemanagement (VDR) dem "Handelsblatt".Nach seiner Ansicht verteuert das Meilensammeln nur die Flugpreise.Die Negativhaltung des Chefs der Firmenreisestelle des Pharmakonzerns Merck in Darmstadt ist nachvollziehbar: Nicht nur die Gratisflüge und sonstigen Bonusleistungen, sondern vor allem der Mitarbeiterstab bei den Airlines zur Pflege der Meilenkonten geht ins Geld. Stammkunden von American Airlines (AA) waren 1981 die ersten, die für beständigen Ticket-Kauf immer bei derselben Fluggesellschaft belohnt wurden: "Advantage" war das erste Bonusprogramm weltweit, das Vielflieger mit Freiflügen und anderen Leistungen belohnt.Mehr nolens als volens zog die nationale und internationale Konkurrenz in den letzten 16 Jahren weltweit fast vollständig nach.Während bei Lufthansa stets der Fluggast und nicht derjenige, der das Ticket bezahlt hat, begünstigt wird, sind in den USA Meilen-Gutschriften übertragbar.Bei vielen amerikanischen Unternehmen ist geregelt: Wer dienstlich einen Bonus erflogen hat, tritt diesen an Kollegen ab.Auch deutsche Vielflieger, die mit ausländischen Airlines häufig unterwegs sind, profitieren nicht unbedingt davon.So bietet beispielsweise Japan Airlines (JAL) hierzulande ein "Firmenvielfliegerprogramm" an.Jochen Niemann, JAL-Marketing-Chef Deutschland: "Die Firmen sind unsere Partner, sie benennen uns die Teilnehmer am Programm." Rund ein Dutzend mache mit.Der Eurowings-Gang zum Kartellamt ruft bei der Lufthansa Verwunderung hervor.Schließlich arbeite Eurowings bei den Vielfliegerprogrammen von Air France (auch für die Strecke Frankfurt-Berlin) und der KLM mit.Gleichwohl nehmen die Berliner Wettbewerbshüter die Beschwerde von Eurowings sehr ernst.Das Unternehmen fühle sich verständlicherweise benachteiligt, weil Kunden teilweise sogar höhere Preise der Lufthansa in Kauf nehmen würden, um ihr Meilenkonto aufstocken zu können, sagte die Kartellamtsprecherin, Elke Zeise.Eurowings setzt auf das Diskriminierungsverbot, wonach marktmächtige Unternehmen ihre Position nicht dazu nutzen, kleinere Wettbewerber mittel- oder unmittelbar zu behindern. Eine Untersagung von Miles & More scheint dennoch unwahrscheinlich, denn für die Wettbewerbshüter steht der Fall in einem größeren Zusammenhang.Derzeit überprüfen die EU-Kommission und das Berliner Amt die Allianzen der großen Luftfahrtgesellschaften auf Wettbewerbsbeschränkungen.Dabei sei es nicht das Ziel, die Kooperationen zu verbieten, sagte Zeise dem "Handelsblatt".Vielmehr solle der Wettbewerb gesichert bleiben.Selbst im Falle eines Bannstrahls aus Berlin dürfte die Lufthansa die Eurowings-Initiative kalt lassen.Denn es geht nur um die Anrechnung von innerdeutschen Flügen.Außerdem könnte die Lufthansa sich mit einem Abwandern ihres Vielfliegerprogramms in die USA zum dortigen "Star Alliance"-Partner United Airlines aus der Affäre ziehen. Schon einmal wurde mit diesem Schritt geliebäugelt, als der Bundesfinanzminister die Bonusleistungen als "geldwerten Vorteil" versteuern wollte.Die Kranich-Airline beteuert zwar bis heute, daß dies nie geplant gewesen sei, sondern in den USA lediglich eine Servicestelle für US-Kunden eingerichtet wurde.Geschaffen wurde aber eine "Lex Lufthansa", die alle fiskalischen Nöte beseitigte: Das Problem des geldwerten Vorteils durch Freiflüge, Upgradings im Flugzeug, vergünstigte Hotel- oder Mietwagen-Angebote ist durch eine Pauschalversteuerung gelöst.Bis 2400 DM hat jeder Vielflieger einen Freibetrag, was darüber ist, leistet die Airline direkt.Trotz gelegentlicher Irritationen seit der Einführung von Miles & More vor gut vier Jahren scheint gerade dieses Programm Pflicht für deutsche Vielflieger zu sein.Über zwei Millionen Mitglieder zählt das Bonusprogramm inzwichen.Der Grund ist einleuchtend: Auch Meilen bei den zahlreichen Allianzpartnern gehen auf das Bonus-Konto bei Lufthansa.

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