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Künstliche Intelligenz: Keine Angst vor den Maschinen

Künstliche Intelligenz verändert die Welt – und sich unser Blick auf KIs ebenso. Denn Maschinen lernen anders als Menschen und haben wohl doch kein Interesse an der Weltherrschaft.

Ohne diese Technologie fährt kein Auto fahrerlos über öffentliche Straßen. Ohne sie wird die Robotik nicht die nächste Stufe erklimmen, auf der die Automaten aus ihren geschützten Montagebereichen heraustreten und direkt mit dem Menschen interagieren. Die Rede ist von der Künstlichen Intelligenz, kurz KI genannt, einer der wichtigsten Schnittstellentechnologien unserer Zeit, die auch zu den zentralen Trends beim „Digital Science Match“ gehört.

Maschinen denken anders als Menschen

Zugleich handelt es sich um einen Forschungszweig, der mit großen Missverständnissen zu kämpfen hatte – und vielleicht noch hat. Vor allen in der Anfangszeit der KI-Forschung wurde die Künstliche Intelligenz vor allem als menschliche Intelligenz begriffen. Entsprechend wurde versucht, menschliche Fähigkeiten wie das Denken auf Maschinen zu übertragen. Diese Deutung hat unter anderem die irrige Angst geschürt, auf lange Sicht könnten Maschinen die Herrschaft über die Welt übernehmen. Der Erfolg von Hollywood-Filmen wie „Terminator“ oder „Matrix“ macht deutlich, wie tief diese Sorgen sitzen. „Die größten Fähigkeiten haben KI- Systeme jedoch dort, wo sie Probleme eben nicht so lösen, wie es ein Mensch tun würde“, sagt Professor Hans Uszkoreit, Sprecher des Berliner Projektbüros des Deutschen Forschungszentrums Künstliche Intelligenz (DFKI) dem Tagesspiegel.

Maschinen erkennen bereits heute Muster und sammeln Erfahrung

Wie die KI in den Alltag der Menschen drängt, zeigt ein Modellprojekt zum Parkraummanagement in Berlin-Friedenau, an dem das DFKI beteiligt ist. Auf einem 250 Meter langen Straßenabschnitt wurden an Laternen Radarsensoren angebracht. Mit ihnen werden freie Parkplätze – auch solche mit Ladestationen für Elektro-Autos – ermittelt und an die Verkehrsinformationszentrale weitergeleitet. Via Smartphone, Navi oder Parkleitsystem werden die Autofahrer zum nächsten freien Parkplatz geführt. Das ist zwar smart, aber noch nicht intelligent. Interessant wird es durch die intelligenten Lernverfahren, mit denen das System typische Belegungsmuster erkennt. Damit kann im Vorfeld prognostiziert werden, wann und wo die Chancen auf einen freien Parkplatz gut sind. Auch besondere Ereignisse wie Großevents oder Baumaßnahmen können berücksichtig werden. Weitere Praxisbeispiele für aktuelle Einsatzfelder von KI-Systemen sind Assistenzsysteme für die Suche im Internet, Sprachübersetzung, Industrie 4.0, Medizintechnik oder so banal klingende Entwicklungen wie Programme, die das Schalten in Automatikautos sanfter gestalten.
Zu den Bereichen mit den größten Zukunftsperspektiven in der KI-Forschung gehört für Uszkoreit das maschinelle Lernen. Bereits jetzt wurden hier mit statistischen Mitteln große Erfolge beispielsweise bei der Erkennung von Sprachbefehlen, Autonummern oder Gesichtern gemacht. Unter dem Stichwort Deep Learning werden weltweit Milliarden locker gemacht, damit Maschinen das Lernen lernen. KI-Systeme sind damit in der Lage, Merkmale zu erkennen und Kategorisierungen vorzunehmen, ohne dass ein Mensch diese vorgegeben hätte. „Maschinen können heute sogar schon Merkmale erkennen, von denen der Mensch gar nichts ahnt“, sagt Uszkoreit.

Matrix- und Terminator-Zukunft sind eher unwahrscheinlich

Befürchtungen um bedrohliche Super-Intelligenzen, wie sie von Ray Kurzweil oder Elon Musk geäußert wurden, hält der Berliner Wissenschaftler dennoch für übertrieben. Für die deutsche und europäische KI-Entwicklung ist es aus seiner Sicht vielmehr wichtig, dass die vorhandenen Forschungserkenntnisse auch hier verwertet werden. „Daran hapert es noch“, sagt Uszkoreit. Vieles, was hier seinen Ausgang nahm, wurde von IT-Konzernen aus den USA aufgekauft.

VERANSTALTUNGSHINWEIS

Über 100 Digital-Forscher kommen am 7. Oktober im „Kosmos“ (Karl-Marx-Allee 131a) zusammen. Beim Digital Science Match, veranstaltet von Tagesspiegel und „Die Zeit“, trifft sich die digitale Szene – Wirtschaft, Wissenschaft, Start-ups und Studierende. In Impulsvorträgen von drei Minuten Länge stellen die Forscher ihre zentralen Ideen vor. Die Keynote zur Eröffnung der Konferenz spricht Berlins Regierender Bürgermeister, Michael Müller (SPD). Für die Veranstaltung sind noch Restkarten verfügbar. Auch kann man sich für die Teilnahme noch auf ein Stipendium bewerben.

Sehen so die Gedanken von Maschinen aus und träumen Androiden von elektrischen Schafen?
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© Wikimedia

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