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KUNDENRECHTE: Keine Haftung für Anschlussflüge Versicherer in der Krise – Finanzaktien brechen ein Münchener Rück senkt das Gewinnziel drastisch

Die Lufthansa verspricht ihren Kunden, Flüge kostenlos umzubuchen oder ihnen das Ticket zu erstatten. Das gilt auch für Passagiere mit Spartickets.

Die Lufthansa verspricht ihren Kunden, Flüge kostenlos umzubuchen oder ihnen das Ticket zu erstatten. Das gilt auch für Passagiere mit Spartickets. Betroffene Kunden können sich unter der kostenfreien Hotline 0800-8506070 sowie im Internet unter www.lufthansa.com informieren.

Doch was ist, wenn weitere Schäden entstehen, weil man seinen Anschlussflug verpasst oder einen wichtigen Termin versäumt? Dann hat der Kunde schlechte Karten, sagt die Berliner Rechtsanwältin Claudia Frank. Denn die Lufthansa hat in ihren Geschäftsbedingungen die Haftung für Streiks ausgeschlossen. Für die Betroffenen heißt das: Wie man seinen Anschlussflug erreicht, liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen. Das gilt zumindest dann, wenn man beide Flüge getrennt voneinander gebucht hat. Handelt es sich dagegen um einen bei der Lufthansa gebuchten, verknüpften Flug (Berlin-Frankfurt-New York), haftet die Fluggesellschaft.

Wenn man nicht rechtzeitig an seinen Urlaubsort kommt, weil der Flug ausgefallen oder verspätet ist, haftet die Lufthansa nicht. Ist der Flug dagegen Teil einer Pauschalreise, kann man den Reiseveranstalter in Regress nehmen.

Umstritten ist, ob Passagiere Schadenersatz verlangen können, wenn sie stundenlang am Flughafen warten müssen. Die Lufthansa meint nein. Ihrer Meinung nach ist ein Streik ein Fall von höherer Gewalt. Dagegen hält Birgit Zandke-Schaffhäuser, Leiterin der Schlichtungsstelle Mobilität, eine Haftung für möglich. „Wenn die eigenen Leute streiken, fällt das in die Sphäre des Unternehmens“, meint die Verbraucherschützerin. Bei dem Streit geht es um Hunderte von Euro. Nach einer EU-Verordnung können Reisende ab einer Verspätung von zwei Stunden Schadenersatz verlangen. Dieser richtet sich nach der Entfernung des gebuchten Flugs und beträgt zwischen 250 Euro und 600 Euro. hej

München/Berlin – Die weltweite Finanzkrise hat nun auch die deutsche Versicherungsbranche voll erwischt. Wegen der schlechten Entwicklung an den Aktienmärkten musste der zweitgrößte Rückversicherer der Welt, die Münchener Rück, seine Gewinnprognose für 2008 am Freitag dramatisch nach unten korrigieren. Die überraschende Nachricht ließ die Aktie des Konzerns um bis zu 12,8 Prozent einbrechen und zog die Kurse der gesamten Finanzbranche mit nach unten. Zusammengenommen verloren die im Dax vertretenen Finanzkonzerne Allianz, Deutsche Bank, Postbank, Commerzbank und Münchener Rück mehr als fünf Milliarden Euro an Wert.

Bisher war man in der Branche davon ausgegangen, dass die hiesigen Versicherer weitgehend von der Krise an den Finanzmärkten verschont bleiben würden. Von den ursprünglichen Turbulenzen am US-Immobilienmarkt war die Münchener Rück denn auch kaum betroffen. Nun schlägt jedoch der Verfall an den Aktienmärkten voll auf die Bilanz des Rückversicherers durch.

Statt der bisher angepeilten 3,0 bis 3,4 Milliarden Euro Jahresüberschuss seien nur noch „deutlich über zwei Milliarden Euro“ machbar, ließ Konzernchef Nikolaus von Bomhard mitteilen. Vor wenigen Wochen hatte er sein Haus noch als „wetterfest“ und drei Milliarden Euro Gewinn als langfristige sichere Plattform bezeichnet.

2007 schafften die Münchner noch 3,9 Milliarden Euro Rekordgewinn. Zum kurzfristigen Umdenken zwingt nun die Talfahrt an den Börsen. Im ersten Halbjahr hatte der Dax fast ein Viertel seines Wertes verloren. Das Ganze belastet offenbar die Anlagegeschäfte des Konzerns. Allein für das zweite Quartal 2008 rechnet man dort mit einer Halbierung des Gewinns auf noch rund 600 Millionen Euro.

Die Gewinnwarnung der Münchener Rück ist über das eigene Unternehmen hinaus bedeutend. Denn der Rückversicherer hält nur sieben Prozent seiner insgesamt 166 Milliarden Euro umfassenden Kapitalanlagen in Aktien und gilt in seinen Engagements in der Finanzwelt als extrem vorsichtig. Branchenexperten fürchten, dass auch andere große Versicherungen und Banken ihre bisherigen Prognosen demnächst nach unten schrauben müssen.

Der erste Konkurrent zog denn auch gleich nach: Die Hannover Rück äußerte sich ebenfalls skeptisch zum Geschäftsverlauf: „Die Prognose stand unter Vorbehalt sich beruhigender Kapitalmärkte“, sagte ein Sprecher des weltweit viertgrößten Rückversicherers. „Die Beruhigung hat sich bislang nicht eingestellt.“ Daher könne es schwierig werden, die angepeilten Ziele eines Nettogewinns von fünf Euro je Aktie und einer Eigenkapitalrendite von mehr als 15 Prozent zu erreichen. tmh/stek

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