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106,5 Millionen Dollar erzielte dieser Akt von Picasso. Foto: p-a/dpa

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Wirtschaft: Kunst schlägt Krise

Die großen Auktionshäuser erzielten im Jahr 2010 Milliardenumsätze

London - Eine Rentnerin aus dem Londoner Kleinbürgerviertel Pinner verfolgt im Saal des Auktionshauses Peter Bainbrigde die Ereignisse. Eine chinesische Vase ist aufgerufen. Die Frau hatte sie auf dem Speicher entdeckt. Schließlich hob ein junger chinesischer Agent die Hand. Der Preis, den er bot, ließ alle anderen Mitbieter verstummen. Die Vase aus dem 18. Jahrhundert wechselte für 53,1 Millionen Pfund (85,7 Millionen Dollar) den Besitzer. Der Käufer selbst blieb ungenannt.

Die Vase und der Unbekannte stehen für den Trend, der das Jahr 2010 zum „Jahr der Kunst“ werden ließ. Reiche Asiaten, überwiegend aus China und Japan, trieben die Preise auf dem internationalen Kunstmarkt in bisher unbekannte Höhen. Die Wirtschafts- und Finanzkrise – auf dem Kunstmarkt ist sie überwunden.

Das britische Auktionshaus Christie’s hat seit Jahresbeginn in Auktionen und Privatverkäufen weltweit Kunst für umgerechnet 4,95 Milliarden Dollar verkauft. Das ist deutlich mehr als im bisherigen Rekordjahr 2007, gab Christie’s gestern in London bekannt. Der ewige Konkurrent Sotheby’s erhöhte seine Auktionsumsätze bis Mitte Dezember auf 4,2 Milliarden Dollar – und konnte den Umsatz damit gegenüber dem Vorjahr fast verdoppeln.

Christie’s und Sotheby’s sind die entscheidenden Indikatoren für den Kunstmarkt. Ihre Rekordergebnisse „spiegeln die Globalisierung im Kunstmarkt wider“, sagt der Düsseldorfer Kunstberater Jörg-Michael Bertz. Für 2011 sagen Experten wie er ein neues Boomjahr voraus.

Denn die reichen Chinesen und Japaner sind dankbare Abnehmer – aus Gründen des Prestiges, aber auch, weil sie nach neuen Geldanlagen suchen. So erzielte Picassos liegender Akt im Atelier „Nude, Green Leaves and Bust“ aus dem Jahr 1932 in New York den Spitzenpreis von 106,5 Millionen Dollar. Es war das teuerste Kunstwerk des Jahres 2010.

Auf Platz zwei folgte die knapp zwei Meter hohe Skulptur des Schweizer Bildhauers Alberto Giacometti. Sie heißt „L’homme qui marche“, der gehende Mann, und stand viele Jahre in der Frankfurter Zentrale der Commerzbank. Sie brachte es auf 104,3 Millionen Dollar. Rang drei belegt das Bild des Italieners Amedo Modigliano „Nu assis sur un divan“, die Nackte auf dem Diwan, das Sotheby’s für 69 Millionen Dollar verkaufte.

S. Schreiber und M. Thibaut (HB)

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