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Wirtschaft: Kursphantasie in der Chemiebranche

DÜSSELDORF (rez/HB).Ob die deutschen Chemiefirmen das Kapital ihrer Aktionäre in Gold verwandeln, hängt nicht zuletzt an den Auswirkungen der Asienkrise.

DÜSSELDORF (rez/HB).Ob die deutschen Chemiefirmen das Kapital ihrer Aktionäre in Gold verwandeln, hängt nicht zuletzt an den Auswirkungen der Asienkrise.Darüber sind die Analystenansichten gespalten: Während mancher bereits wieder aufatmet, sorgen sich viele über Einbußen wegen Nachfrageausfällen in Fernost.Dagegen erwarten die meisten Banker, daß die Halbjahresergebnisse, die in Kürze veröffentlicht werden, gut ausfallen und die niedrigen Rohstoffkosten und die lebendige Nachfrage der Industriekunden widerspiegeln.Die meisten Banker bewerten die Branche daher neutral.Manche Aktie halten sie jedoch für außergewöhnlich attraktiv.

Überraschungen in den Halbjahreszahlen seien bei BASF und Degussa möglich, meint Ludger Mues von der West/LB.BASF, für Mues einer der wenigen weltweit guten Basischemieproduzenten, habe seine Kostenstruktur deutlich verbessert.Noch nicht in den Börsenkursen enthalten seien jüngste Umstrukturierungen: der Ausbau des Gasgeschäftes und die Abgabe des unrentablen Magnetbandgeschäftes.So erwartet Mues 1998 einen Gewinn je Aktie von 5,75 DM und 1999 von sieben DM, wenn das konservative Haus auf internationale Konzernrechnungslegung umstellt.BASF könne das Kursziel von 95 DM sogar überschießen.

Degussas Aussichten leitet der Banker vor allem aus dem geplanten Zusammenschluß mit Hüls ab: "Degussa wird daraus gestärkt hervorgehen." Den Gewinn je Aktie schätzt er auf 5,55 DM (1998) und 6,45 DM (1999).Ob die Kursphantasie durch Abspaltungen einzelner Geschäftsfelder die negativen Wirkungen der Asienkrise auf Preise und Margen überkompensieren kann, vermag Christian Faitz von HSBC Trinkaus nicht zu sagen.Auch Anleger scheinen hin- und hergerissen: So folgt der die deutschen Chemiewerte abbildende C Dax-Chemie dem Dax 30 zwar seit Jahresbeginn, hat das Blue Chip-Barometer aber nur selten schlagen können.Faitz empfiehlt drei Titel der Branche: Bayer besticht durch Hoffnung auf einen Pharmazukauf, zumal das Abstoßen von Agfa acht Mrd.DM in die Kasse bringen dürfte.Ein Schattendasein am Markt führe zu Unrecht der Spezialschmierstoffehersteller Fuchs Petrolub, der 1998 einen Gewinn je Aktie von 17,30 DM erzielen dürfte, Tendenz steigend.Mit Dämpfern leben müssen seiner Meinung nach die BASF, die neben dem starken Fernostgeschäft noch Preisdruck in der Grundchemie zu verkraften hat, wenn Öl wieder teurer wird, und SKW Trostberg.Der SKW-Bauchemietochter MBT dürften Aufträge aus Japan wegbrechen.

SKW-Fan ist dagegen Sven Dopke von M.M.Warburg.Er sieht das Ergebnis je Aktie auf 3,75 DM (1998) und 4,75 DM (1999) klettern, da der Spezialchemiehersteller in allen Sparten seinen Gewinn verbessern könne.Außerdem rät er, BASF, Bayer und Degussa zu kaufen.BASF positioniere sich weltweit in Spitzenstellungen.Bayer werde seine Struktur umbauen und könnte einen großen Schritt in Richtung Pharma gehen.Dann könnte der Kurs auf 120 DM klettern.Degussa dürfte nach der Fusion mit Hüls seine Profitabilität steigern, zumal eine der größten Spezialchemiefirmen Europas entstehe.Auch Hans Zayed von Paribas gefallen die "gut positionierten" Bayer und BASF.Hoechst dürfte hingegen ein schweres Jahr bevorstehen.Im Vergleich zu Maschinenbauern oder Computerfirmen habe die Chemie 1998 bislang enttäuscht, findet Fernando Pelßez vom Bankhaus Sarasin.Allerdings seien BASF und Bayer daher auch niedrig bewertet.Nur für spekulative Naturen empfiehlt er Hoechst: Deren Umstrukturierung zum Life-Science-Unternehmen sei noch im Gang, habe aber bereits massive Phantasie ausgelöst.Die Deutsche Morgan Grenfell beurteilt dagegen die Branche negativ: Der Zyklus der Sparte drehe wieder nach unten, außerdem belaste die Asienkrise.

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